Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - V11
DOI: 10.1055/s-0035-1548686

Das H.E.L.P.-Verfahren als mögliche Intervention bei Präeklampsie vor der 28. SSW: Rationale der Lipidapherese

C Contini 1, B König 1, F Markfeld-Erol 2, K Mirjam 2, S Zschiedrich 3, H Prömpeler 2, G Pütz 1, 2, K Winkler 1
  • 1Universitätsklinik Freiburg, Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin, Freiburg, Deutschland
  • 2Universitätsklinik Freiburg, Abteilung für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Perinatologie, Freiburg, Deutschland
  • 3Universitätsklinik Freiburg, Klinik für Innere Medizin IV, Freiburg, Deutschland

Der maternale Lipidstoffwechsel verändert sich in der voranschreitenden Schwangerschaft, um die steigenden Anforderungen des wachsenden Fötus zu erfüllen, wobei sich ein typisches atherogenes Lipidprofil entwickelt. Bei Schwangeren mit Präeklampsie lassen sich darüber hinaus noch weitergehende Veränderungen im Lipidstoffwechsel feststellen: Ein erhöhter very low density lipoprotein-Gehalt (VLDL) und das Auftreten von atherogenen small dense low density lipoproteins (sdLDL) wurde z.B. bei Patientinnen mit Präeklampsie gezeigt. Die Heparin-mediierte, extrakorporale LDL-Fällung (H.E.L.P.-Apherese) ist eine etablierte Behandlungsoption in schweren Fällen von Hyperlipidämien. Durch dieses Verfahren werden u.a. die ApoB-haltigen Lipoproteine gesenkt und die endotheliale Funktion verbessert. Wang et al. [1] wendeten die H.E.L.P.-Apherese in einer Pilotstudie bei 9 Patientinnen mit Präeklampsie an, um die Schwangerschaft zu verlängern.

In der hier vorgestellten Untersuchung sollte der mögliche Nutzen dieses Verfahrens zur Verbesserung der Situation von Schwangeren mit frühen hypertensiven Komplikationen untersucht werden. Sieben Patientinnen mit Präeklampsie (SSW 24+4 bis 27+0) wurden mittels H.E.L.P.-Apherese behandelt. Anzahl und Abstand der Apherese-Behandlungen wurden individuell nach klinischem Zustand der Patientin geplant.

Insgesamt wurden 24 Apheresen ohne ernsthafte Komplikationen durchgeführt (1 bis 6 pro Patientin). Die ApoB-haltigen Lipoproteine wurden reduziert, und damit auch die Gesamttriglyceride (225,8 ± SD 125,0 vor versus 128,7 ± SD 125,0 nach Apherese) und das Gesamtcholesterin (203,1 ± SD 40,46 vor versus 137,12 ± SD 35,38 nach Apherese). Ebenso wurden die Fibrinogen-Werte durch die Apheresen gesenkt (317,4 ± SD 123,1 vor versus 137,6 ± SD 64,53 nach). Der Hämoglobin-Wert blieb bei den einzelnen Patientinnen über die Anzahl der Behandlungen stabil. Soluble fms-like tyrosine kinase-1 (sFlt-1) und placental growth factor (PlGF) werden durch die H.E.L.P.-Apherese nicht entfernt.

Die Schwangerschaften konnten nach der ersten H.E.L.P.-Apherese um durchschnittlich 9 (0,5 bis 14) Tage weitergeführt werden. Die Lungenreife wurde in allen Fällen erfolgreich induziert, bevor die Beendigung der Schwangerschaft durch Sectio notwendig wurde.

[1] Wang Y, Walli A, Schulze A, Blessing F. Heparin-mediated extracorporeal low density lipoprotein precipitation as a possible therapeutic approach in preeclampsia. Transfus. Apher. Sci. 2006;35:103 – 110.