Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - P09
DOI: 10.1055/s-0035-1548705

Management der fetalen Retardierung unter Einbeziehung der Angiogenesefaktoren

A Worms 1, F Stumpfe 1, T Dimpfl 1
  • 1Klinikum Kassel, Frauenklinik, Kassel, Deutschland

Fragestellung:

Eine fetale Wachstumsrestriktion mit einem fetalen Schätzgewicht < 5. Perzentile ist häufig mit der Entwicklung einer Präeklampsie vergesellschaftet. Durch die Bestimmung von Angiogenese-/Antiangiogenesefaktoren ist hierbei eine weitere Risikokondensierung für die Entwicklung einer Präeklampsie und eine prognostische Abschätzung des klinischen Verlaufs der Erkrankung möglich.

Methodik:

Zur Auswertung kamen bislang die Verläufe von 58 Schwangerschaften mit einer fetalen Retardierung < 5. Perzentile bis zur Geburt. Davon wurden 11 Schwangerschaften vor der 34+0 SSW. respektive 47 ab der 34+0 SSW. beendet. 14 Patientinnen entwickelten eine schwere Präeklampsie. Protokolliert wurden Fruchtwasserindex, feto-maternaler Doppler, Plazentaauffälligkeiten, Blutdruck, Proteinurie, subjektive Zeichen der Präeklampsie und klinisch- chemische Laborparameter inklusive Angiogenesefaktoren.

Ergebnisse:

Von den 58 untersuchten Schwangeren hatten 18 (31%) sFlt-1/PlGF-Quotienten von < 33, 13 (22%) zwischen 33 und 85/110, 27 (47%) > 85/110.

Tab. 1: Klinik/relevante Befunde bei Erstbestimmung von sFlt-1/PlGF (Mehrfacherfassungen inklusive) N = 58:

Befunde bei Erstvorstellung

< 33 (N = 18)

33 – 85/110 (N = 13)

> 85/110 (N = 27)

gesamt

Z.n. schwerer PE/HELLP

1 (5,6%)

0

3 (11,1%)

4 (6,8%)

Hypertonie

5 (27,8%)

5 (38,5%)

24 (88,9%)

34 (58,6%)

Proteinurie > 300 mg/24h

0

3 (23,1%)

19 (70,4%)

22 (41,4%)

Leberwerterhöhung

5 (27,8%)

5 (38,5%)

16 (59,3%)

26 (44,8%)

Oberbauchschmerzen

2 (11,1%)

1 (7,7%)

5 (18,5%)

8 (13,6%)

Kopfschmerzen/Sehstörung

3 (16,7%)

4 (26,7%)

5 (18,5%)

12 (20,7%)

auffälliger Doppler Aa. Uterinae

8 (44,4%)

6 (46,2%)

20 (74,1%)

34 (58,6%)

Insgesamt hatten 50% der Schwangeren PlGF-Werte < 2,5. Perzentile und einen Quotienten > 97,5. Perzentile. In der Gruppe der auffälligen Quotienten waren diese Anteile mit 85% respektive 96% deutlich höher.

Bei 11 der 27 Schwangeren mit einem auffälligen Quotienten lagen bis auf eine grenzwertige Blutdruck-erhöhung bis 140/90 mmHg keinerlei objektive und subjektive Anzeichen einer Präeklampsie vor.

Das mittlere Intervall zwischen einem erstmalig unauffälligem Quotienten und der Geburt betrug 47,07 Tage, bei einem erstmalig kontrollbedürftigem Quotienten 19,54 Tage und bei einem erstmalig auffälligen Quotienten 11,67 Tage.

Bei 6 Schwangerschaften wurde ein progredienter Verlauf des Quotienten beobachtet.

Schlussfolgerung:

Durch die Bestimmung von Angiogenese-/Antiangiogenesefaktoren ist bei einer fetalen Retardierung eine weitere Risikokondensierung für die Entwicklung einer Präeklampsie und eine prognostische Abschätzung des klinischen Verlaufs der Erkrankung sowie die Planung des Entbindungszeitpunktes zu erreichen.