Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - P24
DOI: 10.1055/s-0035-1548720

Klinisches Management bei hochpathologischem PLGF-Test – ein Fallbeispiel

O Zeren 1, S Pelletier 1, Y Garnier 1
  • 1Klinikum Osnabrück, Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Osnabrück, Deutschland

Hebammensprechstunde:

Die Vorstellung der 32-jährigen Patientin, GI erfolgte in der rechnerisch 30+3 SSW im Rahmen der Anmeldung zum Hebammenkreißsaal. Die Blutdruckmessung ergab einen arteriellen Hypertonus von 180/115 mmHg. Die Patientin berichtete von seit 2 – 3 Tagen bestehenden Kopfschmerzen. Bei Verdacht auf schwere Präeklampsie erfolgte die stationäre Aufnahme zur weiteren Diagnostik.

Stationäre Diagnostik:

In der Fetometrie zeigte sich ein dystropher Fet mit einer Gewichtsschätzung von 1370 g (entsprechend der 4. Perzentile) und unauffälligen Dopplerindices. Die Präeklampsie-Diagnostik zeigte ein unauffälliges HELLP-Labor, jedoch war der PlGF-Wert < 12 pg/ml und hiermit hochpathologisch. Der 24 Std-Sammelurin ergab eine Proteinurie von 1196 mg.

Verlauf:

Aufgrund des hochpathologischen PlGF-Werts erfolgte eine RDS-Prophylaxe. Die antihypertensive Therapie erfolgte mit Alpha-Methyldopa (4 × 500 mg) und Urapidil i.v. Zur Eklampsieprophylaxe und fetalen Neuroprotektion wurde eine Magnesiumsulfattherapie i.v. begonnen. Mit 30+5 SSW entwickelte die Patientin neben einer Oligurie mit massiver Ödembildung auch neurologische Symptome und eine Tachypnoe mit beginnendem Lungenödem. Die Indikation zur Geburtsbeendigung per Sectio caesarea wurde gestellt und in Spinalanästhesie durchgeführt. Geburt eines Mädchens, 1370 g (4. Perzentile), APGAR 8/9/9, pH 7,30, BE -0,7.

Die Patientin wurde für 72 Std. auf der Intermediate Care Unit unter i.v. antihypertensiver und Fortführung der Magnesium-Therapie observiert.

Das HELLP-Labor war weiterhin unauffällig, die Nierenfunktion normalisierte sich. Nach drei Tagen Oralisierung der antihypertensiven Therapie mit Alpha-Methyldopa (4 × 500 mg) und Verlegung auf die Wöchnerinnenstation.

Abb. 1: Risk stratification for preterm delivery by PLGF level

Fazit:

Die milde Prodromalsymptomatik und die unauffälligen Laborparameter ließen initial nicht auf die rasche Dynamik einer schweren Präeklampsie schließen. Lediglich der hochpathologische PlGF-Wert hat zur Anordnung der sofortigen RDS-Prophylaxe und Einleitung einer antikonvulsiven Therapie geführt. Bereits 48 Std. nach stationärer Aufnahme wurde die Geburtsbeendigung notwendig. Weiterhin war der PlGF-Wert mit einer symmetrischen Wachstumsrestriktion assoziiert.

[1] Diagnostic Accuracy of Placentqal Growth Factor in Woman with Suspected Preeclampsia: A Prospective Multicenter Study; L.C. Chappell; Circulation 2013;128 2121 – 2131