JuKiP - Ihr Fachmagazin für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege 2015; 04(02): 93
DOI: 10.1055/s-0035-1549127
BHK
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mitteilungen für die Mitglieder des Bundesverband Häusliche Kinderkrankenpflege e.V.

Stefanie Zang
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
02. April 2015 (online)

Neue Standards für die ambulante Kinderkrankenpflege

Seit 1999 entwickelt das Deutsche Netzwerk Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) in Kooperation mit dem Deutschen Pflegerat (DPR) und mit finanzieller Förderung des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) richtungsweisende, evidenzbasierte Expertenstandards zu ausgewählten Problemfeldern pflegerischen Handelns. Diese Expertenstandards legen ein Qualitätsniveau fest, das wissenschaftlich begründet ist und den sogenannten State of Art, den aktuellen Stand der Wissenschaft der Disziplin Pflege beschreibt und nach außen dokumentiert (Stöcker 2003).

Ziel und Nutzen dieser Expertenstandards ist sowohl die Verbreitung evidenzbasierten, handlungsrelevanten Pflegewissens als auch die Sichtbarkeit, Professionalisierung und Positionierung der Pflege – insbesondere im interdisziplinären Qualitätsdialog (DNQP 2014).

In Deutschland schreiben die Expertenstandards in den letzten Jahren eine wahre Erfolgsstory – trotz derzeit noch fehlender wissenschaftlicher Belege einer tatsächlichen Qualitätsverbesserung der pflegerischen Praxis. Expertenstandards werden von den Einrichtungen aufwendig implementiert. Der Medizinische Dienst der Krankenversicherungen (MDK) zieht sie zur Beurteilung der pflegerischen Versorgungsqualität heran und Juristen bemühen sie zur pflegefachlichen Urteilsbildung und bezeichnen sie auch als vorweggenommene Sachverständigengutachten (Meyer, Köpke 2006).

Für die ambulante Kinderkrankenpflege stellen die nationalen Expertenstandards eine besondere Herausforderung dar. Als Zielgruppe dieser Standards gelten vorrangig Erwachsene bzw. alte Menschen; Kinder und Jugendliche werden erst in den neueren Aktualisierungen erwähnt, hierbei jedoch meist nur am Rande thematisiert oder mit einschränkenden Aussagen belegt, wie z. B. im Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege 2013: „Aufgrund der Studienlage lässt sich ableiten, dass sich die im Standard beschriebenen Sturzrisikofaktoren auch auf Kinder oder Personen mit Behinderungen beziehen lassen. Die limitierte Anzahl an Interventionsstudien lässt allerdings keine spezifischen Schlussfolgerungen zu sturzprophylaktischen Maßnahmen zu“ (DNQP 2013, 21). Auch spielen einzelne Pflegeprobleme wie z. B. das Thema Sturz oder chronische Wunden im Sinne eines Ulcus cruris oder eines diabetischen Fußsyndroms (Expertenstandard Pflege von Menschen mit chronischen Wunden) im Kindesalter eine grundsätzlich andere Rolle bzw. zielen auf eine veränderte Relevanz.

Unter dem Blickwinkel wissenschaftlicher Gütekriterien sind folglich die Expertenstandards für die häusliche Kinderkrankenpflege, d. h. für die Zielgruppe der pflegebedürftigen Kinder und Jugendlichen nur bedingt einsetzbar. Ungeachtet dieser fehlenden wissenschaftlichen Grundlagen sind Einführung und Umsetzung der nationalen Expertenstandards jedoch auch in Einrichtungen der häuslichen Kinderkrankenpflege Gegenstand der Qualitätsprüfungen nach § 114 SGB XI.

Vor diesem Hintergrund sowie wegen einer zunehmenden Nachfrage seitens der Mitgliedseinrichtungen des BHK e. V. hat der Vorstand Anfang des Jahres 2014 beschlossen, für seine Mitglieder spezifische Pflegestandards für die häusliche Kinderkrankenpflege in Anlehnung an die Expertenstandards des DNQP zu erarbeiten. Mit diesen Standards hält das geforderte evidenzbasierte Wissen zum Lösen von Pflegeproblemen Einzug in die häusliche Kinderkrankenpflege. Die Standards bieten den Pflegenden Handlungssicherheit in der täglichen Praxis sowie den Einrichtungen Argumentation, Innovation und Beweglichkeit im Rahmen der betriebsinternen Qualitätsentwicklung.

Ab Januar 2015 sind folgende fünf Standards in der Geschäftsstelle des BHK e. V. erhältlich:

  • Dekubitusprophylaxe in der ambulanten Kinderkrankenpflege

  • Sturzprophylaxe in der ambulanten Kinderkrankenpflege

  • Schmerzmanagement in der ambulanten Kinderkrankenpflege

  • Ernährungsmanagement in der ambulanten Kinderkrankenpflege

  • Pflege von Kindern/Jugendlichen mit chronischen Wunden in der ambulanten Kinderkrankenpflege

* Literaturliste kann über die Autorin angefordert werden: s.zang@web.de .