Dialyse aktuell 2015; 19(2): 76
DOI: 10.1055/s-0035-1549266
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Antikoagulation in der Nephrologie

Sylvia Stracke
,
Christian Aymanns
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Publication Date:
26 March 2015 (online)

Antikoagulation ist in der Nephrologie ein immerwährendes Thema: Sollen Dialysepatienten wirklich mit Heparin antikoaguliert werden – ist es richtig, dem Patienten ein Medikament zu verabreichen, das eigentlich nur die Maschine benötigt? Wäre nicht eine regionale Antikoagulation mit Zitrat generell vorzuziehen? Und wenn ein Dialysepatient einen Grund für eine Antikoagulation hat, soll er dann Vitamin-K-Antagonisten bekommen, niedermolekulare Heparine oder neue orale Antikoagulanzien? Sind diese Substanzen bei Niereninsuffizienz überhaupt sicher anwendbar? Profitieren Dialysepatienten von einer Antikoagulation oder schadet sie ihnen? Diese Fragen sind noch nicht beantwortet und zum Teil nicht zu beantworten. Deshalb haben wir in dieser Ausgabe der Dialyse aktuell diese aktuellen Themen in 3 Artikeln diskutiert.

Im Beitrag von PD David Czock und Prof. Claudia Sommerer, Heidelberg, erhalten Sie einen Überblick zur Wirkung und Pharmakokinetik von niedermolekularen Heparinen bei Niereninsuffizienz. Je niedriger das Molekulargewicht eines Heparins ist, desto stärker hängt dessen Elimination von der Nierenfunktion ab. Deshalb sind bei der Anwendung von niedermolekularen Heparinen bei Patienten mit höhergradiger Niereninsuffizienz eine Dosisanpassung und eine Kontrolle der Anti-Xa-Aktivität im Plasma zu erwägen. Einige niedermolekulare Heparine sind, abhängig von der Indikation, bei einer Kreatinin-Clearance von unter 30 ml/min nicht zugelassen.

Orale Antikoagulanzien werden zur Verhinderung thromboembolischer Ereignisse eingesetzt. Für Nierenpatienten ist die häufigste Indikation für eine dauerhafte Antikoagulation das Vorhofflimmern. Bisher wurden diese Patienten zumeist mit oralen Antikoagulanzien vom Typ der Vitamin-K-Antagonisten wie Warfarin oder Phenprocoumon behandelt. Vitamin-K-Antagonisten werden bei Dialysepatienten mittlerweile sehr kritisch gesehen. Neue orale Antikoagulanzien (NOACs) sind direkte Inhibitoren von Thrombin (Dabigatran) bzw. Faktor-Xa (Rivaroxaban, Apixaban), wie Sie im zweiten Artikel in dieser Ausgabe der Dialyse aktuell lesen können. Die renale Elimination ist bei Dabigatran mit 80 % am höchsten. Dieses Präparat ist als einziges dialysabel. Ein Gerinnungsmonitoring ist derzeit nicht im Routineverfahren möglich – und bei normaler Nierenfunktion auch nicht notwendig. Bei Niereninsuffizienz dürfen die NOACs allerdings nur mit Vorsicht angewendet werden, denn die Halbwertszeit verlängert sich. Bei Blutungskomplikationen ist derzeit kein Antidot verfügbar.

Im dritten Beitrag können Sie sich über den Einsatz der regionalen Antikoagulation mit Zitrat bei kontinuierlichen und bei intermittierenden Nierenersatzverfahren informieren. Bei kontinuierlichen Verfahren auf der Intensivstation gilt Zitrat mittlerweile als Antikoagulans der ersten Wahl. Schwierigkeiten und Nebenwirkungen der Zitratantikoagulation werden ebenso wie deren Vorteile aufgezeigt.

Es bleibt schwierig und Antikoagulation in der Nephrologie ein spannendes Thema. Wir freuen uns, dass wir diese Ausgabe der Dialyse aktuell als Gasteditoren mitbetreuen konnten und wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!