ergopraxis 2015; 8(04): 3
DOI: 10.1055/s-0035-1550066
editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Von Frauen und Männern

Maria Grupp

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Publication Date:
10 April 2015 (online)

Eins vorweg: Wir machen es nicht allen recht. Deswegen vor kurzem auch der hitzige Anruf einer Autorin: „Was haben Sie mit meinem Artikel gemacht? So will ich den nicht veröffentlichen.“ – Was war passiert?

Ich hatte alle geschlechtsgerechten Formulierungen wie Therapeuten/-innen und Klienten/- innen radikal reduziert auf „Therapeuten“ und „Klienten“. Aus Sicht der Autorin waren damit alle Frauen komplett ausgelöscht. Die Männer dominierten wie so oft die deutsche Sprache. Das ging für sie nicht. „Wie können Sie als Frau so frauenfeindlich handeln?“, fragte sie aufgebracht.

Ich erklärte, dass wir unseren Lesern keine Sätze antun wollen wie: „Der/die Ergotherapeut/-in passt seine/ihre Behandlung an den Klienten an.“ Und hier wäre der Klient noch nicht mal „gegendert“. Mir ging es um bessere Lesbarkeit – ihr um die gleichberechtigte Darstellung von Frauen. Doch welcher Sache den Vorrang geben?

In ergopraxis haben wir den Kompromiss: Im Singular bevorzugen wir die Ergotherapeutin, im Plural die Ergotherapeuten. Zugegeben: Sprachlich nicht die sauberste Lösung, aber damit machen wir die Frauen sichtbar und den Text leicht lesbar. Mit diesem Kompromiss war die Autorin übrigens auch einverstanden.

Ein paar Tage später meldete sich dann eine andere Autorin: „Warum steht in meinem Artikel jetzt ,die Ergotherapeutin'“? Es gibt so wenig Männer in unserem Beruf, und dann schließen wir die noch aus?“

Allen Leserinnen und Lesern herzliche Grüße Ihre

Maria Grupp