Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - A25
DOI: 10.1055/s-0035-1551599

Schwangerschaft und Multiple Sklerose – Indikation zur Immunglobulingabe und praktische Aspekte

S Meister 1, S Seeger 1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara Halle/S.

Hintergrund: Multiple Sklerose hat ihren Häufigkeitsgipfel bei jungen Frauen im gebärfähigen Alter. Eine Schwangerschaft wirkt sich in den meisten Fällen (bis 75%) positiv auf die Schubrate aus. Nach der Geburt steigt die Schubrate meist auf das präkonzeptionelle Niveau an, sodass eine medikamentöse Intervention notwendig ist. Bei der Mehrheit der immunmodulatorischen Medikamente ist jedoch das Stillen, was sich seinerseits positiv auf die postpartale Schubrate auswirkt, kontraindiziert. Eine alternative Therapieoption spielen hierbei die Immunglobuline, welche nach neueren Studien MS-Schübe reduzieren können, ohne dass auf das Stillen verzichtet werden muss.

Methodik: Es erfolgte eine systematische Literaturrecherche bis November 2014. Neben den Besonderheiten der MS bei Kinderwunsch, in der Schwangerschaft sowie in der Stillzeit wird auf die aktuellen therapeutischen Möglichkeiten in Schwangerschaft und Stillzeit eingegangen.

Ergebnisse: Zur Schubtherapie in der Schwangerschaft gibt es die Option der Immunadsorption, welche jedoch spezialisierten Zentren vorbehalten ist, sowie die hochdosierte Prednisolongabe mit seinen Risiken bei Mehrfachbehandlungen. Postpartal hat sich bei Risikopatientinnen die gut verträgliche intravenöse Immunglobulingabe zur Schubprophylaxe bewährt. Nach einer Boosterung in den ersten 3 postpartalen Tagen (40 g à 30 g à 20 g) schließt sich eine 4-wöchentliche Erhaltungstherapie (150 mg/kg KG) bis zum Ende der Stillzeit an.

Schlussfolgerung: Für Patientinnen mit schubförmig-remittierender Multipler Sklerose ist postpartal mit einer Zunahme der Schubrate zu rechnen. In Studien zeigte sich, dass intravenöse Immmunglobuline (IVIg) den Verlauf der MS positiv beeinflussen können und deshalb als postpartale Schubprophylaxe eine gut verträgliche Alternative zu immunmodulatorischen Medikamenten darstellen, bei denen das Stillen kontraindiziert ist. Da das Stillen nicht nur die optimale Ernährung für den Säugling, sondern auch förderlich für die Mutter-Kind-Beziehung ist, sollte das ausschließliche Stillen, was sich wiederum positiv auf die Schubrate bei MS auswirkt, gefördert und die jungen Mütter darin bestärkt werden.