Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - A40
DOI: 10.1055/s-0035-1551614

Zervixdysplasie bei einer 14-jährigen Patientin – eine Falldarstellung

C Hirchenhain 1, A Petzold 1
  • 1Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Frauenklinik, Dresden

Hintergrund: Das Zervixkarzinom steht bei den Krebserkrankungen der Frau derzeit an 12. Stelle, seine Inzidenz liegt bei etwa 12 – 14 pro 100.000 Frauen. Die Inzidenz der zervikalen Präkanzerosen liegt um das 100-fache höher, bei ca. 1% liegt und ist in den letzten Jahren signifikant angestiegen ist. Der Altersgipfel der Entwicklung einer zervikalen intraepithelialen Neoplasie (CIN) liegt zwischen 25 und 29 Jahren. Besonders die sehr jungen Patientinnen stellen eine Herausforderung für die Diagnostik und Therapie dar. Ätiologisch gesehen werden Dysplasien der Cervix uteri durch eine Infektion mit dem Humanen Papillomavirus ausgelöst. Leichtgradige Dysplasien weisen eine Spontanremissionsrate von bis zu 55% auf und sind nur zu 15% progredient, die mäßig- bzw. hochgradige Dysplasie haben nur ein Spontanremissionsrate von 40% bzw. 10% sowie eine Progredienzrate von bis zu 30% bzw. bis zu 70% auf. Eine DNA-zytometrische Untersuchung kann helfen die Progressionstendenz einzuschätzen und ein patientenadaptiertes individuelles Vorgehen zu planen.

Fallbeispiel: Die 14-jährige Patientin wurde erstmals im Januar 2013 durch die niedergelassene Frauenärztin wegen ambulant aufgetretener Zytologie der Gruppe III/IVa seit November 2012 vorgestellt. Die Vorstellung erfolgte aufgrund des Wunsches nach hormoneller Kontrazeption. Die Patientin berichtete von einer Menarche mit 12/6 Jahren sowie einer Kohabitarche im 13. Lebensjahr bei bisher 3 Sexualpartnern. Bisher erfolgte keine Verhütung. Es erfolgte zunächst die Differentialkolposkopie sowie die zytologische Abstrichkontrolle mit HPV-Test und DNA-Zytometrie. Die Zytologie zeigte eine Gruppe III mit suspekten Zellen/Zellkomplexen aus dem Bereich CK/Metaplasie. Der HPV-Test ergab einen positiven HPV-Konsensus, bei nicht möglicher Typisierung. Die DNA-Zytometrie ergab eine euploide Situation. Kolposkopisch wurde bei T1 eine essigweiße Verfärbung mit Mosaikbildung gesehen, die durchgeführte Biopsie ergab eine CIN 2. Aufgrund des jugendlichen Alters der Patientin und lediglich Nachweis einer CIN 2 favorisierten wir zunächst das abwartende Verhalten und bestellten die Patientin nach 3 Monaten wieder zur Kontrolle ein. Hier zeigte sich bei euploider DNA-Zytometrie eine Zytologie der Gruppe IIk (entzündliche Ck-Fraktion und Kernschwellung) sowie ein negativer HPV-Test, die CIN 2 persistierte bis März 2014 in der Biospie. Zur letzten Vorstellung im Januar 2015 zeigten sich unauffällige Abstrichbefunde bei unauffälliger Kolposkopie. Es wurde lediglich eine CIN 1 nachgewiesen.

Schlussfolgerung: Die sehr jungen Patientinnen stellen auch in der spezialisierten Dysplasieeinheit eine große Herausforderung dar. Aufgrund des jungen Alters sollte die Entscheidung zur Operation aufgrund der möglichen postoperativen Komplikationen auch im Hinblick auf den Kinderwunsch nur sehr zurückhaltend getroffen werden. Die DNA-Zytometrie kann hier ein gutes Hilfsmittel sein um eine Therapieentscheidung zu treffen, indem das Progressionsrisiko individuell abgeschätzt werden kann.