Fragestellung:
Die disseminierte peritoneale Leiomyomatose (DPL) ist definiert als das Auftreten
von multiplen leiomyogenen Proliferaten im Bereich des Peritoneums und der Oberfläche
des Netzes in der Regel mikroskopisch klein bis ca. 2,5 cm Größe unterschiedlicher
Zahl (Robboy et al. 2000). Der Befund wird meist zufällig gestellt und wirft die Frage
nach einem Zusammenhang mit früheren Uterusoperationen auf.
Methodik:
Anhand des Falles einer 41-jährigen Patientin mit einer DPL im kleinen Becken bei
Zustand nach Myomenukleation vor 8 Jahren soll ein Überblick über die Erkrankung sowie
die Differentialdiagnostik und Therapie gegeben werden.
Ergebnisse:
Die 41-jährige Patientin stellte sich wegen Menometrorrhagie bei Uterus myomatosus,
chronisch rezidivierenden azyklischen Unterbauchbeschwerden und Zustand nach laparoskopischer
Myomenukleation 2007 zur Hysterektomie vor. Klinisch bestanden bis auf einen Druckschmerz
in beiden Adnexregionen keine Auffälligkeiten. Sonografisch wurde ein gering vergrößerter
Uterus mit intramuralen Myomen, unauffälligen Ovarien sowie peritonealen Adhäsionen
beschrieben. Intraoperativ fand sich ein am Fundus breit vernarbter Uterus bei unauffälligen
Adnexen ohne Adhäsionen. Das Peritoneum beider Beckenwände zeigte multiple kleinknotige
Auflagerungen bis 4 mm Einzelherdgröße. Unter dem Verdacht auf eine peritoneale Neoplasie
erfolgte die Hysterektomie mit Salpingektomie beidseits sowie vollständiger Resektion
des betroffenen Peritoneums. Die histologische Beurteilung diagnostizierte eine disseminierte
peritoneale Leiomyomatose. Bei unauffälligem Verlauf konnte die Patientin am 4. postoperativen
Tag entlassen werden.
Schlussfolgerung:
Die DPL ist eine seltene Erkrankung der erwachsenen Frau. In der Literatur wurden
bisher nur etwa 100 Fälle beschrieben. In der Majorität der Fälle treten diese prämenopausal
und nur selten postmenopausal auf (Ngyuen 1993, Strinic et al. 2000). Klinisch kann
die DPL eine Peritonealkarzinose bei malignen Ovarialtumoren vortäuschen. Nahezu alle
Fälle zeigen einen benignen Verlauf, die DPL kann jedoch persistieren bzw. nach langem
Intervall rekurieren (Quade 1997, Heinig et al. 2003). Eine seltene maligne Transformation
ist beschrieben (Bekkers et al. 1999, Heinig et al. 2003). Ein aggressives chirurgisches
Vorgehen ist nicht notwendig. In einem Teil der Fälle kann jedoch eine operative Sanierung
notwendig sein, um verdrängungsbedingte intraabdominale Beschwerden zu therapieren.
Die DPL zeigt eine Expression von Östrogen- und Progesteronrezeptoren (Düe & Pickartz
1987). Die Größe der DPL-Deposits wird in der Regel nach der Menopause kleiner. Therapeutisch
kann bei Beschwerden eine antiöstrogene Therapie versucht werden. Molekularpathologische
Analysen haben ergeben, dass die DPL von einer einzelnen Zelle abstammt (Quade et
al. 1997). Im vorliegenden Fall kann davon ausgegangen werden, dass die DPL eine Folge
der Myomenukleation vor 8 Jahren ist.