Hintergrund: Die Differenzierung zwischen primär sklerosierender Cholangitis (PSC) und IgG4 assoziierter
Cholangitis (IAC) stellt klinisch oft eine Herausforderung dar. Erhöhte IgG4-Serumspiegel
werden in bis zu 15% bei PSC gefunden. Dieser IgG4-PSC Subtyp scheint häufiger mit
einem aggressiveren Verlauf, rascherer Progression, Notwendigkeit zur Lebertransplantation,
aber auch mit Ansprechen auf eine Steroid-Therapie vergesellschaftet zu sein (Mendes
et al, 2006; Bjornsson et al, 2011).
Kasuistik: Eine 52-jährige PSC Patientin wurde aufgrund ihrer fortschreitenden biliären Leberzirrhose
zur Lebertransplantation evaluiert (8 Jahre Erkrankungsdauer, Diagnostik mittels MRCP
und Leberhistologie, weitere Erkrankungen: benigner Tumor der linken Mamma, Angiomyolipom
der rechten Niere, rezidivierende Schübe einer Uveitis des linken Auges, keine CED).
Die im Zuge der Lebertransplantationsevaluierung durchgeführte Computertomografie
des Thorax zeigte zwei unscharf begrenzte Rundherde im rechten Unter- und Oberlappen
der Lunge. Eine infektiöse Genese (Abszesse, Aspergillose, TBC) konnte ausgeschlossen
werden. Die zur weiteren Differenzierung der Lungenrundherde durchgeführte Biopsie
ergab den histologischen Befund eines inflammatorischen Pseudotumors mit dichtem plasmazellulären
Infiltrat und positiver, immunhistochemischer Reaktion auf IgG4. Der IgG4 Serumspiegel
lag bei 1,5 g/l, die IgG4/IgG1 Ratio bei 0,16 g/l.
Diskussion: IgG4-assoziierte Erkrankungen können sich als unklare Raumforderungen (z.B. inflammatorische
Pseudotumore der Lunge) mit schwieriger differentialdiagnostischer Abgrenzung zu Malignomen
manifestieren. Bei unserem Fall handelte es sich um einen IgG4 assoziierten Pseudotumor
der Lunge bei jedoch fehlendem Hinweis für eine IAC, zumal die IgG4/IgG1 Ratio trotz
geringfügig erhöhtem Serum IgG4 für eine PSC spricht (Boonstra et al, 2014) und eine
Leberbiopsie keinen Hinweis für eine IAC ergab. Inflammatorische Pseudotumoren der
Leber bei PSC wurden als Fallserien beschrieben. Dieser Fall illustriert den komplexen
Zusammenhang zwischen PSC und IgG4-assoziierten Erkrankungen, dessen Bedeutung bislang
nicht hinreichend geklärt ist.