Hintergrund: Die Leber besitzt eine dichte Innervation mit afferenten und efferenten Fasern des
sympathischen und parasympathischen Nervensystems. Die parasympathische Innervation
steuert Stoffwechsel, Gallebildung und Leberregeneration über Aktivierung des muscarinergen
3 Rezeptors (M3-R) auf Cholangiozyten und hepatischen Sternzellen. Die Rolle des parasympathischen
Nervensystems und des M3-R in der Pathobiologie von Cholangiopathien ist unklar.
Ziele und Methoden: Um die Rolle der parasympatischen Innervation bei Cholangiopathien zu untersuchen,
führten wir bei Mdr2-/- als präklinisches Modell einer sklerosierenden Cholangitis
und biliären Leberfibrose für 4 und 8 Wochen eine proximal selektive Vagotomie durch.
Es erfolgten vergleichende Untersuchungen zwischen Mdr2-/- Mäusen nach Vagotomie und
scheinoperierten Kontrollen (ALT, AP, Bilirubin, Serumgallensäuren, Morphometrie der
Leberhistologie).
Ergebnisse:
Nach 4-wöchiger Vagotomie zeigten Mdr2-/- Mäuse signifikant niedrigere Serum Gallensäuren
(29 ± 14 vs. 59 ± 15 µmol/l, Mdr2 -/- + Vagotomie vs. Mdr2 -/-+ Scheinoperation, p
< 0.05) sowie Serum Bilirubinwerte (0.06 ± 0.02 vs. 0.11 ± 0.02 mg/dl, Mdr2 -/- +
Vagotomie vs. Mdr2 -/-+ Scheinoperation; p < 0.05) im Vergleich zu den Kontrolltieren.
Auch die Serum ALT Werte waren in der Vagotomie Gruppe niedriger als in der scheinoperierten
Gruppe, jedoch ohne eine statistische Signifikanz zu erreichen (258 ± 171 vs. 436
± 239 U/l, Mdr2 -/- + Vagotomie vs. Mdr2 -/-+ sham, p > 0.05). Auch nach 8- wöchiger
Vagotomie waren die Serum Gallensäuren statistisch signifikant niedriger als in der
scheinoperierten Gruppe (24 ± 8 vs. 63 ± 34 µmol/l, Mdr2 -/- + Vagotomie vs. Mdr2
-/-+ Scheinoperation, p = 0.05). In der Histologie zeigten die vagotomierten Mäuse
nach 8 Wochen signifikant weniger duktulare Proliferation im Vergleich zu den scheinoperierten
Tieren.
Schlussfolgerungen:
Proximal selektive Vagotomie führt im Cholangiopathie Modell der Mdr2 -/- Maus zu
einer Verminderung der Cholestase und Leberschädigung sowie zu einer Abnahme der duktularen
Proliferation. Folglich scheint das parasympathische Nervensystem eine zentrale Rolle
in der Pathobiologie von Cholangiopathien zu spielen. Weiterführende Untersuchungen
zum zugrundeliegenden Mechanismus dieser Beobachtung sind Gegenstand laufender Untersuchungen
in unserem Labor.