Suchttherapie 2015; 16 - S_01_04
DOI: 10.1055/s-0035-1557502

Kontrollierte Abgabe von Cannabis als wissenschaftlicher Modellversuch

U Verthein 1, J Kalke 2
  • 1Zentrum für interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS)
  • 2Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD)

Einleitung: Im Zuge der jüngsten Veränderungen in der Cannabispolitik in Staaten der USA und anderen Ländern gibt es auch in der Bundesrepublik Deutschland eine neue Diskussion über die Entkriminalisierung von Cannabis. Die Durchführung eines wissenschaftlichen Modellversuchs zur kontrollierten Abgabe von Cannabis – wie ihn einige Kommunen fordern – ist nur über eine Ausnahmegenehmigung nach §3 (2) des BtMG denkbar. Über diese Ausnahmeregelung konnte in Deutschland auch die Diamorphinbehandlung für Schwerstabhängige realisiert werden. Ob die Umsetzung eines Cannabis-Modellprojekts über eine solche Ausnahmegenehmigung möglich ist, ist nicht allein Gegenstand juristischer Diskussionen, sondern fordert auch zu konkreten Überlegungen zu den Zielsetzungen und wissenschaftlichen Methoden eines solchen Projekts heraus.

Diskussion: In diesem Vortrag soll eine kurze Rückschau auf bisherige (gescheiterte) Versuche gehalten werden, nach §3 (2) BtMG ein wissenschaftliches Modellvorhaben zu installieren; beispielhaft sei hier das Projekt „Cannabis in Apotheken“ aus Schleswig-Holstein genannt. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch darauf, einen möglichen zukünftigen Modellversuch in seinen Grundrissen zu skizzieren. Wie könnten Fragestellung, Rahmenbedingungen und Forschungsdesign für einen solchen Versuch aussehen? Dabei wird auf neuere wissenschaftliche Befunde und Standards suchtpräventiver Arbeit rekurriert. Die Realisierungschancen eines Modellversuches können letztlich nur schwer eingeschätzt werden, da dies offensichtlich vor allem eine politische Frage ist.