Suchttherapie 2015; 16 - S_04_02
DOI: 10.1055/s-0035-1557512

Effektivität der Suchtbehandlung – unter Berücksichtigung settingbezogener Spezifika

R Bachmeier 1, N Lange 2, B Schneider 3
  • 1Johannesbad Holding
  • 2Fachklinik Eußerthal
  • 3AHG Gesundheitsdienste – TR Koblenz

Einleitung: Seit Bestehen gehört die Qualitätssicherung von Behandlungsangeboten für Abhängigkeitserkrankte zu den Hauptaufgaben des Fachverbandes Sucht e.V. und seinen Mitgliedseinrichtungen. Besonderer Wert wird dabei auf Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität gelegt. Die Erhebung einer Basisdokumentation sowie Durchführung von Katamnesen bilden wesentliche Grundsteine zur Bewertung der Ergebnisqualität.

Methoden: Es werden Basisdokumentations- und Katamnesedaten der Mitgliedseinrichtungen des Fachverbandes Sucht für ambulante, ganztägig ambulante und stationäre Behandlungen aus dem Jahr 2012 dargestellt. Die Katamnesen (Ein-Jahres-Katamnesen) wurden jeweils als Totalerhebung durchgeführt und orientieren sich an den Standards zur Durchführung von Katamnesen der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie. Darstellt werden Datensätze von 435 ambulanten, 334 ganztägig ambulanten und 13.228 stationären Behandlungen aus dem Entlassungsjahrgang 2012. Die Daten stammen dabei von 10 ambulanten, 5 tagesrehabilitativen und 26 stationären Therapieeinrichtungen.

Ergebnisse: Der Vergleich von Patientenmerkmalen in den drei Behandlungssettings (ambulant, ganztägig ambulant und stationär) zeigt in den Variablen Geschlecht, Alter bei Aufnahme und Abhängigkeitsdauer kaum Unterschiede. Dahingegen ergeben sich beim Vergleich der Patientenmerkmale der soziodemografischen Variablen Familienstand, Partnerbeziehung, höchste Schulbildung und Erwerbssituation bei Behandlungsbeginn teilweise erhebliche Unterschiede bei ambulanter, ganztägig ambulanter und stationärer Behandlungsform. Des Weiteren zeigen sich Unterschiede innerhalb der Patientenmerkmale beim Vergleich der drei Behandlungsformen in den Variablen Vermittler, bislang durchgeführte Entzugsbehandlungen, Entlassungsform und Behandlungsdauer.

Die katamnestischen Erfolgsquoten nach DGSS 4 (alle in einem Kalenderjahr entlassenen Patienten) liegen mit 51,9% bei ambulanten Behandlungen deutlich über den Erfolgsquoten ganztägig ambulanter und stationärer Behandlungen mit 40,7% und 41,7%. Da sich die settingbezogenen Ausschöpfungsquoten mit 62,7% bei ambulanten, 49,1% bei ganztägig ambulanten und 55,5% bei stationären Behandlungen deutlich unterscheiden, ergeben sich dadurch auch Effekte auf die Ergebnisse nach der Berechnungsform DGSS 4, da Nichtantworter hierbei generell als rückfällig eingestuft werden. Bezogen auf die Berechnungsform 1 (Katamneseantworter mit planmäßiger Beendigung) ergeben sich Therapieerfolgsquoten wie folgt: 85,6% bei ambulanten, 85,3% bei ganztägig ambulanten und 77,4% bei stationären Behandlungen.

Diskussion: Die Daten der Basisdokumentation und der Katamnese 2012 zeigen teilweise beträchtliche Unterschiede hinsichtlich soziodemografischer Merkmale und Behandlungsmerkmale der Patienten. Die Therapieerfolgsquoten für die drei Behandlungssettings zeigen ebenso unterschiedliche Ergebnisse, wobei hierbei jedoch die deutlich geringeren Stichprobengrößen bei den ambulanten und ganztägig ambulanten Behandlungen im Vergleich zu den stationären Behandlungen in der Bewertung berücksichtigt werden müssen. Insgesamt zeigen die Daten mit katamnestischen Therapieerfolgsquoten zwischen 51,9% und 40,7% aber die hohe Effektivität der Suchtbehandlung.