Einleitung: Junge Menschen haben eine erhöhte Vulnerabilität, einen problematischen oder suchthaften Internetgebrauch zu entwickeln. So zeigt problematische Internetnutzung eine höhere Prävalenz in jüngeren Alterskohorten auf. Die Studie PINTA-Diari zeigte, dass trotz der Beschränkung auf „Internet Gaming“ im DSM-5 auch Nutzer von sozialen Netzwerken Kriterien für problematische Internetnutzung aufweisen. Die vorliegende Studie untersucht im Setting der Berufsschule problematisches Internetverhalten, problematischen Substanzkonsum und weiteres gesundheitsschädliches Verhalten.
Methoden: In zwei Berufsschulen in Lübeck wurden insgesamt 1209 SchülerInnen klassenweise und systematisch gescreent (davon 565 Frauen). Eingesetzt wurden hierfür die Compulsive Internet Use Scale (CIUS), der Alcohol Use Disorders Identification Test-Consumption (AUDIT-C), das Mental Health Inventory (MHI-5) sowie weitere validierte Fragebögen zu Drogenkonsum, Sportverhalten und Obst- und Gemüseverzehr. In die Analysen eingeschlossen wurden SchülerInnen mit einem Cut-off von 21 Punkten in der CIUS für problematische Internetnutzung (n = 313), die auf drei Gruppen verteilt wurden: Online Gamer (n = 50), Social Networker (n = 135) und Andere (u.a. Youtube, Shoppen, Erotik; n = 124).
Ergebnisse: Während Frauen zu 77,8% in der Gruppe der Social Networker vertreten waren, machten sie nur 12,0% in der Gruppe der Gamer und 47,6% in der Gruppe anderer Anwendungen aus. 32,3% der Stichprobe mit problematischer Internetnutzung waren Screening-positiv im AUDIT-C, 34,7% rauchten täglich, 20% konsumierten Cannabis und 8,7% andere illegale Drogen. Die Richtlinien zu Obst- und Gemüseverzehr („Five a day“) hielten insgesamt nur 11,2% der SchülerInnen ein. Es konnten keine Gruppenunterschiede zwischen Online Gamern, Social Networkern und Nutzern anderer Internetangebote gefunden werden. Lediglich im Bereich psychischer Gesundheit schnitten die Online Gamer besser ab als die Nutzer anderer Anwendungen (MHI-5: Gamer M = 13,8 [SD 3,0]; Andere M = 11,8 [SD 3,6], adjustiert auf Geschlecht: p = 0,021), unterschieden sich aber nicht signifikant von den Social Networkern.
Diskussion: Die Daten bestätigen die Ergebnisse der PINTA Studie dahingehend, dass Nutzer anderer Anwendungen im Internet als Online Games sich nicht bedeutsam in einer Reihe von Merkmalen von den Gamern unterscheiden. Die Daten belegen erneut aktuelle Befunde, dass die Gruppe der problematischen Nutzer von sozialen Netzwerken prävalent und insbesondere für diese Gruppe weitere Forschung notwendig ist sowie (Kurz-) Interventionen bereitgestellt werden müssen. Berufsschüler sind eine Hochrisikopopulation hinsichtlich problematischem Internetkonsum und Substanzkonsum. Die Problemgruppen können gut in dem Setting durch proaktive Screeningmaßnahmen identifiziert werden.