Suchttherapie 2015; 16 - S_16_04
DOI: 10.1055/s-0035-1557560

Suchtmittelkonsum und Delinquenz im Langzeitverlauf nach jugendlichen Alkoholvergiftungen

U Zimmermann 1, C Groß 1, O Reis 2, D Piontek 3, L Kraus 3
  • 1Klinik f. Psychiatrie & Psychoth., Universitätsklinikum Dresden
  • 2Universitätsmedizin Rostock
  • 3Institut für Therapieforschung München

Einleitung: Es gibt noch sehr wenige Erkenntnisse zur Lebensentwicklung bei jungen Erwachsenen, die im Jugendalter wegen einer Alkoholvergiftung behandelt werden mussten.

Methoden: Im Rahmen der BMG-geförderten Studie „Risiko- und Schutzfaktoren bei Alkoholvergiftungen im Kindes- und Jugendalter“ (RiScA) führten wir eine katamnestische Nachuntersuchung von 277 Personen (124 Frauen) im Alter von 20 bis 30 Jahren (Mittel: 24,3 Jahre) durch, die als Minderjährige 5 bis 13 Jahre (Mittel: 8,4 Jahre) zuvor im Zusammenhang mit einer Alkoholintoxikation stationär behandelt worden waren. Die Teilnehmer wurden an 5 Kinderkliniken in Dresden, München und Rostock rekrutiert. Zum Vergleich wurde an denselben Kliniken eine Kontrollgruppe von 116 alters- und geschlechts-gematchten ehemaligen Patienten (57 Frauen) rekrutiert die im selben Zeitraum ohne Zusammenhang mit Alkoholkonsum stationär behandelt worden waren. Wir führten ein computergestütztes standardisiertes Telefoninterview durch, das auf dem Rostocker Kinder- und Jugendinventar für Kinder und Jugendliche (ROSI-KJ, Reis et. al.) basierte und zusätzlich u.a. Fragen zum Konsum illegaler Drogen sowie zu Delinquenz beinhaltete.

Ergebnisse: 19% der Befragten in der Intoxikationsgruppe gaben an, jemals illegale Drogen konsumiert zu haben im Gegensatz zu 10% in der Kontrollgruppe (p < 0,01). Der Anteil regulärer Raucher war mit 37% in der Intoxikationsgruppe nicht signifikant von 28% in der Kontrollgruppe verschieden. Delinquentes Verhalten trat in der Intoxikationsgruppe mit 36% signifikant häufiger auf als in der Kontrollgruppe (22%, p < 0,01).

Diskussion: Jugendliches Komatrinken ist signifikant mit späteren devianten Verhaltensweisen assoziiert. Dennoch entwickelt sich die überwiegende Mehrheit betroffener Jugendlicher unauffällig, so dass aus der reinen Tatsache einer Alkoholvergiftung keine Rückschlüsse für die spätere Entwicklung im Einzelfall getroffen werden können. Gefördert vom Bundesministerium für Gesundheit (IIA5 – 2511DSM220).