Suchttherapie 2015; 16 - S_25_02
DOI: 10.1055/s-0035-1557592

Zur Bedeutung der Deutschen Suchthilfestatistik – „L'art pour l'art“ oder unverzichtbares Instrument

T Pfeiffer-Gerschel 1
  • 1IFT München

Einleitung: Seit über 30 Jahren werden in Deutschland Daten aus ambulanten und stationären Einrichtungen der Suchthilfe im Rahmen der Deutschen Suchthilfestatistik (DSHS) bundesweit zusammengeführt und ausgewertet. Grundlage der Dokumentation ist der gemeinsame „Deutsche Kerndatensatz zur Dokumentation in der Suchtkrankenhilfe“ (KDS), der in seiner aktuellen Form seit 2007 Verwendung findet und gegenwärtig überarbeitet wird. Der KDS berücksichtigt die Interessen vieler verschiedener an der DSHS beteiligter Partner, Leistungserbringer, Kostenträger und politischer Entscheidungsträger gleichermaßen. Was als Modellprojekt mit Unterstützung der beteiligten Einrichtungen, Fach- und Wohlfahrtsverbände und des Bundesministerium für Gesundheit begann, ist heute ein komplexes System, an dem sich heute alljährlich über 1.200 Facheinrichtungen, mehrere Fach- und Wohlfahrtsverbände, Bundes- und Landesministerien und Forschungs- bzw. Auswertungsinstitutionen beteiligen. Aus der Heterogenität der beteiligten Partner leiten sich auch unterschiedliche Ansprüche an die Verwendung der erhobenen und ausgewerteten Daten ab.

Naturgemäß liegt der Fokus der DSHS auf der bundesweiten Analyse und Situations- bzw. Trendbeschreibung. Daneben existieren auf unterschiedlichen Ebenen (Einrichtung, Träger, Kommunen, Bundesländer, Fachverbände) selbstverständlich zahlreiche weitere Möglichkeiten, die erhobenen Daten – zum Teil in Kombination mit weiteren Informationen – für eigene Zwecke zu nutzen. Der Vergleich mit anderen („Benchmarking“), interne Qualitätssicherung oder die Anpassung an sich verändernde Konsummuster und -gewohnheiten seien in diesem Zusammenhang exemplarisch genannt. Auf Bundesebene werden Daten aus der DSHS sowohl vertikal (zum Vergleich mit Entwicklungen und Sachlagen auf Länder- oder kommunaler Ebene oder zwischen Versorgungsbereichen) als auch horizontal (zwischen Nationalstaaten oder Regionen) genutzt. Naturgemäß schränken sich die Möglichkeiten der Nutzbarkeit eines auf einem relativ hohen Aggregationsniveau konsentierten Instrumentes wie dem KDS ein, je spezifischer (nicht: geographisch kleinteiliger!) der jeweils betrachtete Versorgungsbereich ist.

Ergebnisse: Aber: Der Charakter des KDS als „kleinster gemeinsamer Nenner“ eines zunehmend komplexen und mit vielen Partnern verwobenen Hilfesystems liegt in der Identifikation übergeordneter Entwicklungen und relativ grober Analysen, die wertvolle Hinweise darauf liefern können, wo ggf. detaillierte Analysen notwendig sind. Damit gelingt dem KDS das „Kunststück“, gleichermaßen Informationen zur Generierung von Fragestellungen und Hypothesen als auch zu deren Überprüfung liefern zu können. Ein statistischer Vergleich einzelner Datensätze bedarf aber unverändert auch der Bereitschaft und der Möglichkeiten, ggf. auch Veränderungen einzuleiten, die sich aus den Daten und der Berücksichtigung weiterer Informationsquellen ergeben.