Suchttherapie 2015; 16 - S_30_01
DOI: 10.1055/s-0035-1557611

Raucherberatung und Tabakentwöhnung auf dem Weg zum Standardangebot?!

C Rustler 1, S Scheifhacken 1
  • 1Deutsches Netz Rauchfreier Krankenhäuser DNRfK e.V.

Einleitung: In den S3-Leitlinien „Screening, Diagnose und Behandlung des schädlichen und abhängigen Tabakkonsums“ wird empfohlen, RaucherInnen im stationären Setting eine Kurzintervention und bei entsprechenden Voraussetzungen, die Einleitung der Tabakentwöhnung und die Vermittlung in eine poststationäre Betreuung anzubieten (AWMF, 2015). Damit dies in den regulären Behandlungsprozessen etabliert werden kann, sind organisatorische und personelle Voraussetzungen zu schaffen.

Methoden: Im Modellprojekt „rauchfrei plus“ wurden zur Förderung von Beratung und Tabakentwöhnung in Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen Behandlungsprozesse vom Erstkontakt bis zur Vermittlung in ein Tabakentwöhnungsangebot für verschiedene Klinikarten beschrieben. Ein Schwerpunkt im Projekt bildete die Implementierung in Akutkliniken und dabei die Etablierung des ABC der Raucherberatung. Das ABC steht dabei für: den Rauchstatus bei allen Patienten zu erheben und zu dokumentieren (A = Ask), rauchenden Patienten eine individuelle und motivierende Empfehlung zum Rauchstopp zu geben (B = Brief advice) und Raucher, die aufhören wollen, an ein anerkanntes Entwöhnungsangebot weiterzuleiten oder in der Einrichtung selbst qualifiziert zu unterstützen (C = Cessation support) (Lindinger, 2011). Die Qualifikationen in Kurzintervention können über etablierte Fortbildungen, wie das ABC der Raucherberatung erworben werden. Mit dem Angebot „Fax to Quit“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung kann zudem die Vermittlung an eine pro-aktive und kostenfreie telefonische Beratung zur Rauchentwöhnung bzw. Rückfallprophylaxe ohne großen Aufwand und bei fehlenden patientennahen Angeboten organisiert werden. Über zertifizierte Fortbildungen kann darüber hinaus eine Kursleiterqualifikation zur Durchführung von Gruppenprogrammen zur Tabakentwöhnung erworben werden, falls diese in der Klinik angeboten werden.

Ergebnisse: Über die Fortbildungen ABC der Raucherberatung wurden bundesweit über 400 Fachkräfte im Gesundheitswesen geschult. Trotz teilweise ungünstiger Voraussetzungen in der Praxis wurden in Kliniken unterschiedliche Modelle zur Implementierung von Beratung und Tabakentwöhnung entwickelt und umgesetzt. Beispiele werden exemplarisch vorgestellt, Lösungsansätze und Transfermöglichkeiten diskutiert.