Suchttherapie 2015; 16 - S_32_02
DOI: 10.1055/s-0035-1557619

Zur Drogensituation in Zentralasien – welchen Einfluss hat die Suchthilfe in Deutschland?

II Michels 1
  • 1Arbeitssstab der Bundesdrogenbeauftragten, Bundesministerium für Gesundheit, Deutschland

Einleitung: Die Staaten der zentralasiatischen Region – Kasachstan, Kirgisien, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan – sind eine Schlüsselregion geworden für internationale Aktivitäten, um mit der wachsenden Drogenproblematik umzugehen. Die Nachbarregion zu Afghanistan ist zunehmend mit dem Schmuggel von Opium, Heroin und Cannabis aus Afghanistan konfrontiert und mit einer wachsenden Zahl von Drogenabhängigen, insbesondere injizierenden Heroinabhängigen. Zentralasien liegt als Nachbarregion zu Afghanistan seit einigen Jahren im Fokus einer steigenden Aufmerksamkeit von Sicherheits- und Gesundheitsexperten. An den Handelsrouten entlang sind immer mehr vor allem junge Menschen in den Strudel von injizierendem Konsum und Abhängigkeit geraten und zunehmenden gesundheitlichen Risiken ausgesetzt. Nachdem das Problem zunächst geleugnet wurde, zeichnete sich dann für die Konsumenten von Heroin immer mehr strafrechtliche Verfolgung als gesellschaftliche Umgangsart mit diesem Phänomen ab, um nun schließlich – insbesondere unter dem Einfluss drohender Ausbreitung von Infektionsrisiken wie HIV und Hepatitis – als gesundheitliches und soziales Problem wahrgenommen zu werden.

Methoden: Die bisherigen Phasen des von der EU geförderten Projektes „Central Asia Drug Action Programme“ (CADAP) hatten zunächst die Unterstützung von Grenzkontrollmaßnahmen im Fokus, die letzte 5. Phase von 2010 bis 2013 dann auch die Verbesserung der Datensituation, die Entwicklung von Aufklärungskampagnen über die Risiken des Drogenkonsums und die Einführung von Behandlungsmaßnahmen einer Drogenabhängigkeit innerhalb und außerhalb von Gefängnissen. Das Projekt wurde von einem europäischen Konsortium unter Leitung der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und Partnern aus Tschechien, Polen und Deutschland und mit Unterstützung der Bundesregierung unter Federführung des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) umgesetzt. Die EU Kommission hat für die nächste Phase das BMG beauftragt, das Projekt mit europäischen Partnern durchzuführen. Die 6. Phase hat im April 2015 begonnen.

Diskussion: Wie können die Partner in Zentralasien von den Erfahrungen der deutschen und europäischen Suchtkrankenhilfe profitieren und umgekehrt? Was haben wir überhaupt zu tun mit Drogenproblemen fernab unseres Lebensalltags? Gibt es tatsächlich eine „shared responsibility“ in der Internationalen Drogenpolitik? Zu weit weg von der eigenen Lebens- und Arbeitsrealität scheint das Problem in Zentralasien. Dabei sind wir oft damit konfrontiert, denn ein nicht unerheblicher Teil der Klienten in der Drogenhilfe kommt ursprünglich aus Zentralasien und spricht russisch. Es geht darum, deren Lebensrealität besser zu verstehen.