Suchttherapie 2015; 16 - S_32_04
DOI: 10.1055/s-0035-1557621

Alkoholkonsum und alkoholbezogene Probleme in Europa: Erhebungsmethoden und Verbreitung – erste Ergebnisse aus dem RARHA-Projekt

J Maron 1, L Kraus 1, 2 D Piontek 1, Working Group RARHA³
  • 1IFT Institut für Therapieforschung, Deutschland
  • 2Centre for Social Research on Alcohol and Drugs (SoRAD), Schweden
  • 317 Europäische Partner aus Work Package 4, Task 2 des Projektes „Joint Action on Reducing Alcohol Related Harm (RARHA)“

Einleitung: Internationale Vergleiche zur Verbreitung des Alkoholkonsums und zum Ausmaß alkoholbezogener Probleme werden dadurch erschwert, dass die in nationalen Studien verwendeten Definitionen, Methoden und Erhebungsinstrumente erheblich variieren. Das von der Europäischen Kommission geförderte Projekt „Joint Action on Reducing Alcohol Related Harm“ (RARHA) ist ein 3-jähriges, multinationales Projekt mit dem (Teil-) Ziel, vergleichbare Daten zum Alkoholkonsum zu sammeln und in einen gemeinsamen Datensatz zu überführen und auszuwerten. Im vorliegenden Beitrag soll ein Überblick über Erhebungsinstrumente zur Erfassung des Alkoholkonsums und alkoholbezogener Störungen in europäischen Surveys gegeben werden. Darüber hinaus werden erste Ergebnisse zur Verteilung des Alkoholkonsums und alkoholbezogener Störungen in Europa präsentiert.

Methoden: Die Einschlusskriterien für nationale Surveys waren:

  • Survey zwischen 2008 und 2013 in einem europäischen Land,

  • General Population Survey mit Informationen zum Alkoholkonsum und/oder alkoholbezogenen Störungen,

  • landesweite Daten,

  • Altersbereich 15+.

Eingeschlossen wurden 24 Surveys aus 17 europäischen Ländern. Die unterschiedlichen Instrumente zur Erfassung des Alkoholkonsums (z.B. Prävalenz, Frequenz, Quantität, Rauschtrinken, Trunkenheit), alkoholbezogener Probleme (z.B. Missbrauch, Abhängigkeit, problematischer Konsum) sowie sonstiger alkoholbezogener Instrumente (z.B. nicht registrierter Konsum, soziale Konsequenzen, Trinkkontext) wurden hinsichtlich ihrer Definition und Methodik gegenübergestellt. Die Verteilung des Alkoholkonsums und alkoholbezogener Störungen in Europa soll deskriptiv anhand von Prävalenzen und Mittelwerten dargestellt werden. In allen teilnehmenden Ländern wurde die Konsumprävalenz und/oder -frequenz erhoben. Die Mehrzahl der Messinstrumente bezieht sich auf die vergangenen 12 Monate. Zur Ermittlung der Konsummenge wurde in erster Linie ein getränkespezifischer Menge-Frequenz-Index verwendet. Dreiviertel aller Surveys erhoben Rauschtrinken, wobei sich die Operationalisierung deutlich unterschied. Der Alcohol Use Disorders Identification Test (AUDIT) war das am häufigsten verwendete Screening-Instrument für alkoholbezogene Probleme. Nicht registrierter Konsum wurde insbesondere in Nord- und Osteuropa erfragt, nicht aber im Süden oder Westen Europas. Zur Verteilung des Alkoholkonsums und alkoholbezogener Störungen liegen derzeit noch keine Ergebnisse vor. Erwartet werden jedoch deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen europäischen Ländern.

Diskussion: Mit dieser Arbeit kann eine Basis für weiteres Monitoring des Alkoholkonsums und alkoholbezogener Probleme in EU Mitgliedsstaaten bereitgestellt werden. Darüber hinaus können die methodischen Voraussetzungen für vergleichende Alkoholforschung in Europa verbessert werden, indem die gewonnenen Erkenntnisse in Empfehlungen für zukünftige Bevölkerungsbefragungen einfließen.