Suchttherapie 2015; 16 - S_33_04
DOI: 10.1055/s-0035-1557625

Erwerbssituationen junger erwachsener Angehöriger: Handlungsbedarfe, Institutionelle Verortungen und Potentiale für integrierte Unterstützung

M Schnute 1, W Schröer 1
  • 1Universität Hildesheim

Einleitung: Eine Vielzahl von Studien verweist auf den inversen Zusammenhang von Sucht und Arbeitsmarktintegration: Arbeitslosigkeit gilt als sozialer Krankheitsfaktor, während Suchterkrankungen ein gravierendes Vermittlungshindernis in den Arbeitsmarkt darstellen können. Gehört die Integration Suchtkranker in den Arbeitsmarkt zu den zunehmend etablierten, wenn auch viel diskutierten Themen in Suchtforschung-, und Hilfe, fehlt es noch vielerorts an Angeboten für spezifische Zielgruppen wie junge Erwachsene. Gleichzeitig sind Fragen nach dem „ob“ und „wie“ Angehörige als Mitglieder der Bedarfsgemeinschaft in Hilfeplanung und Integrationsprozesse einbezogen werden können, und welche Vermittlungsprobleme für die Angehörigen selbst aufgrund der Suchtproblematik bestehen weitgehend unbeleuchtet.

Methoden: 49 narrrativ-biographische Interviews (Schütze, 1983) wurden mit 18 – 35-jährigen jungen Deutschen und Kanadiern zu Bewältigungsanforderungen und Unterstützungsbedürfnissen während des Überganges ins Erwachsenenalter erhoben. Datensammlung und Auswertung orientierten sich an der Grounded Theory Methodologie (Glaser & Strauss, 2007). Knapp ein Drittel der Sampleteilnehmer klassifiziert sich als Partner und/oder Kind von Menschen mit Suchtproblematik und/oder weiteren psychischen Belastungen.

Ergebnisse: Die Betroffenheit von Suchtproblemen reicht für Erkrankte und Angehörige bis ins Erwerbsleben: Am Arbeitsmarkt manifestieren sich für 2/3 der befragten, selbst-identifizierten Angehörigen Belastungsverschiebungen und Erlebnisse in Form von Unterbeschäftigung, Ausbildungs-, und Arbeitslosigkeit, welche über Leistungsbezüge von den Grundsicherungsträgern nur mittelbar adressiert werden. Potentiale für die Identifikation von Angehörigen und Suchtbetroffenen und die Bildung von Schnittstellen integrierter Unterstützung zwischen Institutionen des sozialstaatlichen Unterstützungssystems und Suchthilfe bleiben weitgehend unrealisiert.

Diskussion: Jugend-, und frühes Erwachsenenalter gelten als kritisches Zeitfenster für nachhaltige Arbeitsmarktintegration, Suchtprävention und Intervention. Ausgehend von den Belastungserfahrungen Angehöriger soll diskutiert werden, welche Potentiale sich für die Unterstützung von Angehörigen und Erkrankten und die Vernetzung von sozialstaatlichen Unterstützungsinstitutionen und Suchthilfe zu einem System integrierter Versorgung ableiten lassen.