Suchttherapie 2015; 16 - S_35_04
DOI: 10.1055/s-0035-1557634

Anwendbarkeit von Disulfiram in der Alkohol-Rückfallprävention bei Patienten in Opiatsubstitutionsbehandlung

M Specka 1, N Scherbaum 2
  • 1LVR-Klinikum Essen, Klinik für abhängiges Verhalten und Suchtmedizin
  • 2LVR-Klinikum Essen, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Einleitung: Heroinabhängige und auch Patienten in Opiatsubstitutionsbehandlung sind häufig von Störungen durch Alkoholgebrauch betroffen. Während Disulfiram in der Alkohol-Rückfallprävention allgemein als verträglich und sicher angesehen wird, ist über die Anwendung bei Opiatabhängigen, einer Patientengruppe mit hoher psychiatrischer und somatischer Komorbiditätsbelastung (z.B. durch Hepatitis C), noch wenig bekannt. In einer prospektiven Beobachtungsstudie wurde untersucht, ob der Einsatz von Disulfiram bei substituierten Patienten verträglich, sicher und effektiv ist.

Methoden: Eingeschlossen wurden Patienten zweier Substitutionsambulanzen, die zwischen 2009 und 2012 zur Alkohol-Rückfallprävention Disulfiram erhielten. Beobachtungszeitraum war 26 Wochen ab Beginn der Medikation im ambulanten Setting. Erfasst wurden die Ergebnisse der täglichen Atemalkoholkontrollen, der Urinkontrollen auf Suchtmittel (einschließlich des Ethanolabbaustoffes Ethylglucuronid), körperlicher Untersuchungen und Laboruntersuchungen (u.a. der Transaminasen) und regelmäßig erhobene Selbstangaben zum Alkoholkonsum.

Ergebnisse: Von den 29 eingeschlossenen Patienten hatten 97% vor ihrer Abstinenz täglich Alkohol konsumiert, 86% mit riskanten täglichen Mengen > 60 g (Männer) bzw. > 40 g (Frauen). Nach 6 Monaten wurden 14 (48%) Patienten noch mit Disulfiram behandelt. Disulfiram wurde zuverlässig eingenommen und der Alkoholkonsum war während der Behandlung gering. Es wurden keine schweren alkoholinduzierten Reaktionen berichtet. Mehr als zwei Drittel der Patienten erlebten im Verlauf unerwünschte Ereignisse, meist nicht schwerwiegend und/oder nicht in Beziehung zu Disulfiram stehend. Bei 3 Patienten traten schwerwiegende unerwünschte Ereignisse auf, die auf Disulfiram zurückzuführen waren.

Diskussion: Die Rückfallprävention mit Disulfiram erwies sich als durchführbar und wirksam. Die Rate unerwünschter Ereignisse ist wegen fehlender Kontrollgruppe schwer zu bewerten. Dass im Einzelfall schwerwiegende Reaktionen auftreten können, betont die Notwendigkeit einer engmaschigen medizinischen Kontrolle während der Behandlung mit Disulfiram.