Suchttherapie 2015; 16 - S_37_03
DOI: 10.1055/s-0035-1557642

ENTER: Evaluation einer Intervention zur kooperativen Raucherentwöhnung – Eine cluster-randomisiert kontrollierte Studie

AL Bartsch 1, AL Brütt 1, M Tiemann 2, M Härter 1, HH König 3, L Kriston 1, H Schulz 1, N Stuhldreher 3, A Buchholz 1
  • 1Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, UKE
  • 2AOK NORDWEST, Abteilung für Prävention und Gesundheitsförderung
  • 3Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, UKE

Einleitung: Insbesondere für Patienten, die bereits unter tabakbedingten Folgeerkrankungen leiden, ist das Rauchen ein relevantes Gesundheitsrisiko und erschwert zudem die Behandlung dieser Erkrankungen. Angebote zur Tabakentwöhnung gelten als effektive Methode, um durch das Rauchen verursachte Gesundheitsschäden und damit verbundene Kosten zu reduzieren. Trotz der Effektivität und der Verfügbarkeit von Tabakentwöhnungsprogrammen, wie z.B. dem „Programm-Rauchfrei“ des Instituts für Therapieforschung (IFT) und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) nehmen nur wenige Raucher solche Maßnahmen in Anspruch [1]. Die geringe Inanspruchnahme deutet darauf hin, dass es neuer Interventionskonzepte bedarf, die mehr Raucher zur Einstellung des Tabakkonsums motivieren [2] und im Sinne des New Public Health-Ansatzes auf Verhaltens- und Verhältnisebene ansetzen [3].

Methoden: Vor diesem Hintergrund entwickelte die AOK NordWest eine Intervention zur Tabakentwöhnung mit dem Ziel die Inanspruchnahme bestehender Raucherentwöhnungsmaßnahmen zu erhöhen. Im Rahmen der Intervention erhalten Hausärzte für die Vermittlung von Patienten an Rauchfrei-Kurse eine Pauschale. Im Rahmen der Studie ENTER wird die Wirksamkeitsprüfung der Intervention zur kooperativen Raucherentwöhnung (IKR) als cluster-randomisierte kontrollierte Studie in 40 Hausarztpraxen mit drei Messzeitpunkten durchgeführt. Arztpraxen werden zufällig der Interventions- oder Kontrollgruppe zugeteilt und pro Arztpraxis werden ca. 20 Patienten in die Studie eingeschlossen, die AOK-versichert sind und rauchen und/oder unter einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung oder Herz-Kreislauferkrankung leiden. Ärzte der Interventionsgruppe beraten Patienten entsprechend der IKR und Ärzte der Kontrollgruppe behandeln Patienten wie gewohnt. Primäres Outcome ist, dass Patienten der Interventionsgruppe ein Jahr nach Ansprache durch den Hausarzt weniger Zigaretten pro Tag (30-Tage Prävalenz) konsumieren als Patienten der Kontrollgruppe. Sekundäre Outcomes beziehen sich auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität sowie krankheitsspezifische Belastungen. Zudem wird die Kooperation zwischen Ärzten und der AOK NordWest mit qualitativen Methoden untersucht und eine gesundheitsökonomische Evaluation der Versorgungsdaten durchgeführt.

Diskussion: Die Studienergebnisse können einen entscheidenden Beitrag zur Beurteilung der Wirkung des Interventionskonzepts liefern. Zudem kann das Evaluationskonzept für weitere, kombinierte Verhaltens- und Verhältnisaspekte aufgreifende Interventionen adaptiert werden und die Wirkungsforschung im Bereich der Prävention fördern.