Suchttherapie 2015; 16 - S_41_01
DOI: 10.1055/s-0035-1557656

Kinder aus suchtbelasteten Familien – Erfahrungen in Kindheit und Jugend und Auswirkungen auf eine spätere Suchtentwicklung von Substanzabhängigen mit frühen Traumatisierungserfahrungen

M Klein 1, M Kollmann 1
  • 1Katholische Hochschule NRW Köln

Einleitung: Substanzabhängigkeit und Kindesmissbrauch treten häufig gemeinsam auf. Suchtprobleme gehören einerseits zu den wichtigsten Ursachen, andererseits zu den häufigsten Folgen früher Gewalt und Vernachlässigung. So entwickelt eine von fünf Personen mit Vernachlässigungs- und/oder Missbrauchserfahrungen in Kindheit und Jugend eine Suchterkrankung. Zudem weist jeder zweite Substanzabhängige traumatische Erfahrungen im familiären Kontext auf. Die Suchterkrankung bei Eltern stellt dabei außerdem den bedeutsamsten Risikofaktor für die Ausübung von Missbrauch und/oder Vernachlässigung gegenüber Kindern dar.

Methoden: Die Stichprobe der Studie bestand aus einer Experimentalgruppe von 200 traumatisierten Patienten mit einer Abhängigkeitsproblematik sowie einer Kontrollgruppe mit 80 gesunden traumatisierten Personen. Eingeschlossen wurden Probanden im Alter von 18 – 65 Jahren mit Missbrauchs- (sexuell, physisch und emotional) und Vernachlässigungserfahrungen (emotional und physisch) gemäß dem Childhood Trauma Questionnaire (CTQ). Personen der Experimentalgruppe wiesen zudem eine Substanzabhängigkeit auf (Alkohol, Drogen und/oder Medikamente). Die Daten wurden mittels Selbstratingfragebögen zu Trauma- und Gewalterfahrungen (ACE, CTQ), zu Konfliktlösungsstrategien in Zusammenhang mit Gewalt- und Missbrauchserfahrungen in der Kindheit (CTS-R V+VI) sowie durch die Erhebung von Informationen zum Substanzmissbrauch (ASI Lite, CAST 6) gewonnen. Zu psychischen Störungen erfolgte das strukturierte klinische Interview für DSM-IV (SKID-I).

Ergebnisse: Anhand der erhobenen Daten wurde versucht ein Bild von den Eltern und den damit verbundenen Belastungen in Kindheit und Jugend für die untersuchten Suchtkranken zu zeichnen. Dabei spielten die wahrgenommene Eltern-Kind-Beziehung, familiäre psychische Erkrankungen, Traumatisierungen der Eltern und das elterliche Konfliktverhalten eine bedeutsame Rolle. Es wurde ein Belastungsprofil der traumatisierten Substanzabhängigen erstellt, um Einflüsse der genannten Variablen in suchtbelasteten Familien zu untersuchen.

Diskussion: Aus den Befunden werden Implikationen für die Suchtprävention bei Kindern aus suchtbelasteten Familien und die Suchtforschung abgeleitet.