Suchttherapie 2015; 16 - S_42_02
DOI: 10.1055/s-0035-1557661

Gesunder Lebensstil und Tabakkonsum unter Auszubildenden in der Pflege

A Reusch 1, A Müller 1, H Wolf 1, S Neuderth 1
  • 1Universität Würzburg, Abteilung Medizinische Psychologie

Einleitung: Der Anteil Rauchender ist unter Mitarbeitern und Auszubildenden in Pflegeberufen deutlich höher als in der Allgemeinbevölkerung. Das Projekt PA-TRES (Pflege-Ausbildung Tabakkonsumprävention und -reduktion) der Universität Würzburg wurde von April 2013 bis April 2015 vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert. Es umfasste die Entwicklung, formative und summative Evaluation eines Präventionskonzepts mit dem Ziel, bereits in der Pflegeausbildung zu einem gesundheitsbewussten Lebensstil zu motivieren, einen Einstieg in den Tabakkonsum zu verhindern und Rauchenden den Ausstieg zu erleichtern. Kernelement ist ein 12-stündiges Unterrichtscurriculum, bei dem gesundheitsförderlicher Lebensstil (Bewegung und Ernährung), Rauchen sowie Stressbewältigung im Pflegeberuf thematisiert werden.

Von besonderem Interesse war, ob das Rauchverhalten mit einem ungünstigen Lebensstil, Stresserleben und -bewältigung zusammenhängt.

Methoden: Die summative Evaluation des Unterrichtskonzepts erfolgte von März 2014 bis Februar 2015 mittels clusterrandomisiertem, kontrollierten Designs in insgesamt 23 Berufsschulklassen für Pflegeberufe. Dazu wurden alle Auszubildenden der teilnehmenden Klassen mit standardisierten Instrumenten befragt. Erfasst wurden: Rauchverhalten (Konsum, Rauchstopp-Motivation), Stresserleben (selbstentwickelt), Belastung im Pflegeeinsatz (BGW), Stressbewältigungsstrategien (Brief Cope, Knoll et al., 2000), körperlicher Aktivität (Lippke & Vögele, 2006), Ernährungsqualität (Keller, 1998), Intention, Handlungs- und Bewältigungsplanung zu körperlicher Aktivität und gesunder Ernährung (Sniehotta; Scholz et al., 2005).

Ergebnisse: Der Anteil der Rauchenden lag zum ersten Messzeitpunkt (N = 494) mit 44% und 7% Ex-RaucherInnen deutlich über dem Anteil in der Gesamtbevölkerung. Die rauchenden Auszubildenden gaben an im Durchschnitt täglich etwa 10 Zigaretten zu rauchen. Sie waren relativ gering motiviert zum Rauchstopp und suchten hierfür wenig professionelle Unterstützung. Zudem fühlten sich Rauchende bei der Stationsarbeit belasteter und nutzten ungünstigere Stressbewältigungsstrategien als Nicht-Rauchende. Rauchende hatten einen höheren BMI, ernährten sich ungesünder und waren weniger motiviert, sich gesund zu ernähren und Sport zu treiben, als Nicht-Rauchende.

Diskussion: Rauchen scheint mit ungünstigem Lebensstil, höherem Stresserleben und ungünstigerer Stressbewältigung zusammenzuhängen. Die Themen des PA-TRES-Unterrichtskonzepts vermitteln das notwendige Wissen zur Verhaltensänderung in diesen Bereichen. Ergebnisse der summativen Evaluation werden im Sommer 2015 vorliegen. Sämtliche Unterrichtsmaterialien sowie ein Manual zum Unterricht sind auf der Homepage verfügbar: www.pa-tres.de. Eine Weiterbildung für Lehrkräfte soll im Rahmen einer Projektverlängerung entwickelt und evaluiert werden.