Suchttherapie 2015; 16 - S_42_03
DOI: 10.1055/s-0035-1557662

Rauchfrei durch die Pflegeausbildung: astra – Aktive Stressprävention durch Rauchfreiheit in der Pflege

S Scheifhacken 1, C Rustler 1, A Bühler 2, K Schulze 2, I Schweizer 3, M Bonse-Rohmann 3
  • 1Deutsches Netz Rauchfreier Krankenhäuser DNRfK e.V.
  • 2IFT Institut für Therapieforschung München
  • 3Hochschule Esslingen

Einleitung: Angehörige von Pflegeberufen nehmen als Fachkräfte im Gesundheitswesen eine Schlüsselrolle in der Förderung und Erhaltung von Gesundheit sowie in der Prävention von Erkrankungen ein. Bei der Reduktion des Tabakkonsums haben Pflegeberufe viele Möglichkeiten, die Förderung gesunder Lebensweisen anzustoßen. Allerdings sind sie selber zu einem großen Prozentsatz RaucherInnen und stellen somit als Berufsgruppe eine wichtige Zielgruppe in der Tabakprävention dar. Deshalb ist eine gesundheitsförderliche Ausbildung in Schule und Praxis, die zur Stressprävention und Rauchfreiheit beiträgt, Thema dieses BMG-Modellprojekts.

Methoden: In einem partizipativen Prozess (Fokusgruppen, Feedback, Prozess-Evaluationen) wurde ein Programm entwickelt und erprobt, welches SchülerInnen in Pflegeberufen dabei unterstützt, rauchfrei zu bleiben bzw. zu werden. Die Maßnahmen wurden bislang an sieben Interventionsschulen durchgeführt. Insgesamt 397 SchülerInnen wurden im Projektverlauf an drei Messzeitpunkten befragt. Das Vorgehen, die Ergebnisse und Erfahrungen werden im Vortrag zur Diskussion gestellt.

Ergebnisse: Die Raucherprävalenz bei den befragten PflegeschülerInnen lag bei der Eingangs-Befragung (T0) bei 52,8%. Die AltenpflegeschülerInnen rauchten sogar mit 78% zu einem besonders hohen Anteil. Rauchen wird an den Pflegeschulen und in den Praxiseinrichtung als erstaunlich akzeptiert angesehen (90 und 86%). Auch sehen RaucherInnen deutlich seltener einen Widerspruch zwischen dem Rauchen und der Zugehörigkeit zu einem Gesundheitsberuf als NichtraucherInnen. Erste Ergebnisse zeigen, dass mit der Umsetzung des astra-Programms die Tabakprävention und gesundheitsförderliche Rahmenbedingungen gestärkt werden.

Diskussion: Die hohe Raucherprävalenz, die Funktionalität des Rauchens im Pflegealltag und die hohe Akzeptanz in Schule und Praxis (wie im astra-Programm gezeigt) machen verhaltens- und verhältnisorientierte Interventionen erforderlich, um nachhaltige Veränderungen anzustoßen. Für die Implementierung wurde ein curricular nachhaltig zu verankerndes Programm entwickelt, das machbar ist und Veränderungen anstößt. In einem Folgeprojekt werden Prozesse entwickelt, zur Förderung (a) des Aufbaus einer Betreuungsstruktur des Programms, seiner Integration in die Ausbildung, der Erweiterung der Evidenzbasis sowie der Normentwicklung in der Berufsgruppe. Ebenso werden Strukturen aufgebaut zur (b) Förderung der Kompetenz in den Ausbildungseinrichtungen, ihrer finanziellen Ressourcen für die Umsetzung sowie zur Verankerung des Themas in den Ausbildungsvorgaben.