Suchttherapie 2015; 16 - S_44_03
DOI: 10.1055/s-0035-1557669

Konsum psychotroper Substanzen und Abbruch der Berufsausbildung

M Morgenstern 1, J Montag 1, R Hanewinkel 1
  • 1Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung, IFT-Nord, Kiel

Einleitung: Es soll untersucht werden, ob der Konsum psychotroper Substanzen in einem unabhängigen Zusammenhang zum Abbruch der Ausbildung steht.

Methoden: Längsschnittuntersuchung von 4.600 Auszubildenden aus 34 beruflichen Schulen des dualen Systems. Die Eingangserhebung erfolgte durch geschulte Datenerheber/innen von September bis Dezember 2012 in sieben Bundesländern. Die zweite Erhebungswelle fand 18 Monate später statt. Die Auswertung der Fragestellung erfolgte über lineare Mehrebenen-Regressionsanalysen. Als Prädiktoren wurden neben dem Konsum von Tabak, Alkohol, Cannabis und illegaler Drogen verschiedene Merkmale der Ausbildung (Betriebsgröße, Zahl der Auszubildenden, wahrgenommene Ausbildungsbetreuung, Höhe der Vergütung, Berufsfeld, Arbeitsbedingungen, Arbeitsklima, Unter- und Überforderung, Wohnsituation, Erstausbildung, Wunschberuf) und Merkmale der Auszubildenden (Geschlecht, Alter, Migrationshintergrund, Schulbildung, Finanzstatus, chronische Erkrankungen, psychische Symptomatik, körperliche Aktivität, Medienkonsum, Persönlichkeitsmerkmale) herangezogen. Zentrales Outcome war der Ausbildungsstatus (Verbleib in der Ausbildung vs. vorzeitiger Abbruch der Ausbildung).

Ergebnisse: 514 Auszubildende (11,2%) brachen ihre Ausbildung innerhalb des Beobachtungszeitraums ab. Bivariate signifkante Zusammenhänge zeigten sich mit fast allen erfassten Baselinemerkmalen. Bei simultaner statistischer Kontrolle blieben die folgenden Faktoren signifikant: Alter, Schulbildung, körperliche Aktivität, Medienkonsum, psychische Belastung, Berufsfeld, Erstausbildung, Betreuungsgüte im Betrieb, stressige Arbeitsbedingungen und Substanzkonsum. Es fand sich ein linearer Zusammenhang zwischen der Zahl der problematisch konsumierten Substanzen und der Häufigkeit des Ausbildungsabbruchs mit einer adjustierten vorhergesagten Abbruchsquote von 8,7% für Auszubildende ohne problematischen Konsum bis hin zu einer Quote von 20,3% für die Extremgruppe der Auszubildenden, die täglich rauchten, problematisch Alkohol und Cannabis konsumierten und gelegentlich andere illegale Drogen zu sich nahmen.

Diskussion: Die vorliegenden Daten sprechen dafür, dass problematischer Substanzkonsum ein Risikofaktor für den vorzeitigen Ausbildungsabbruch sein kann.

Förderhinweis: Bundesministerium für Gesundheit (Förderkennzeichen: IIA5-2512DSM208)