Suchttherapie 2015; 16 - S_45_04
DOI: 10.1055/s-0035-1557674

Subtypen Pathologischer Spieler – Ergebnisse einer latenten Klassenanalyse

S Buth 1
  • 1Universität Hamburg

Einleitung: Die Lebenszeitprävalenz für Pathologisches Glücksspielen liegt in Deutschland bei ca. 1%. Etwa der Hälfte dieser Spieler ist es jedoch gelungen, ihre Spielsucht zu überwinden, ohne dass sie professionelle Hilfe in Anspruch nahmen (Meyer et al., 2011). Dem gegenüber steht eine große Zahl von Betroffenen, denen es entweder nur mittels Hinwendung zu formellen Hilfeangeboten möglich war, das Pathologische Spielen zu beenden oder die zeitlebens in ihrer Sucht verharren. Ergebnisse einer aktuellen Untersuchung zu den Einflussfaktoren der Selbstheilung bei Pathologischen Glücksspielern verweisen darauf, dass der Erfolg von initiierten Remissionsprozessen in hohem Maße davon abhängt, welchen weiteren psychischen Belastungen die Betroffenen ausgesetzt sind (Buth et al., 2014). Diese Befunde stützen das von Blaszczynski und Nower (2002) vorgestellte Pfadmodell zur Entwicklung von Spielproblemen, welches im Rahmen dieses Vortrags empirisch überprüft werden soll.

Methoden: Im Rahmen einer vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Studie sind insgesamt 329 Personen mit einer früheren bzw. noch immer bestehenden Spielsucht befragt worden. Die Rekrutierung der Stichprobe erfolgte vorrangig über Anzeigen bzw. Hinweise zur Studie, welche in verschiedenen Medien sowie in öffentlichen Verkehrsmitteln platziert wurden. Die statistischen Auswertungen erfolgen in zwei Schritten: Zunächst wird unter Einbeziehung von Variablen, die auf psychische Probleme der Studienteilnehmer verweisen, eine latente Klassenanalyse durchgeführt. Die sich daraus ergebenen Klassen (Spielercluster) werden dann hinsichtlich einer Vielzahl von Merkmalen miteinander verglichen und ermittelte Unterschiede auf ihre statistische Signifikanz geprüft.

Ergebnisse: Die Gütemaße der latenten Klassenanalyse legen eine Lösung mit drei Clustern nahe, welche sich wie folgt charakterisieren lassen:

Cluster 1: psychisch gesunde Spieler: zu nahezu allen Variablen unauffällige Werte;

Cluster 2: emotional vulnerable Spieler: kindliche Traumata, Angst sowie Variablen, die auf Depression verweisen sind deutlich erhöht, leicht erhöhte Werte hinsichtlich der Impulsivität;

Cluster 3: emotional vulnerable impulsive Spieler: z.T. extrem erhöhte Werte zu sehr vielen der einbezogenen Variablen; auffällig ist darüber hinaus eine ausgeprägte Impulsivität.

Der Anteil der Remittierten ist in Cluster 1 am höchsten. Mit zunehmender psychischer Belastung der Untersuchungsgruppen sinkt dieser aber deutlich. „Selbstheiler“ sind in Cluster 1 überdurchschnittlich stark vertreten, während den Betroffenen aus Cluster 3 eine Spontanremission nur in Ausnahmefällen möglich ist.

Diskussion: Das Pfadmodell konnte mithilfe der vorliegenden Daten empirisch bestätigt werden. Pathologische Glücksspieler stellen keine homogene Gruppe dar, sondern unterscheiden sich hinsichtlich einer Vielzahl von Merkmalen evident voneinander. Die Gruppenvergleiche liefern eine Reihe von Hinweisen, wie Prävention und formelle Hilfe zukünftig ausgerichtet sein müssen, um Betroffenen entsprechend ihrer glücksspielbezogenen Probleme wie auch ihrer psychosozialen Belastung adäquat helfen zu können.