Suchttherapie 2015; 16 - S_48_02
DOI: 10.1055/s-0035-1557684

Übertragbarkeit des Approach-Avoidance-Trainings auf jugendliche Cannabisabhängige – Das Paradigma und eine Proof of Concept-Studie

F Ganzer 1, N Arnaud 1, J Peters 2, R Thomasius 1
  • 1Dt. Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters, UKE
  • 2Institut für Systemische Neurowissenschaften, UKE

Einleitung: Cannabis ist die mit Abstand am weitesten verbreitete illegale Substanz. Ein nicht unbeträchtlicher Anteil der Jugendlichen, die Cannabis regelmäßig konsumieren, entwickelt eine Abhängigkeitsstörung. Deren Motivation zu dauerhafter Abstinenz ist jedoch gering und die Behandlung durch eine hohe Rückfallquote gekennzeichnet. Aus der Alkoholforschung ist bekannt, dass substanzbezogene Hinweisreize von Abhängigen selektiv und mit erhöhter psychophysiologischer Reaktivität wahrgenommen werden, was häufig ein starkes Verlangen nach Konsum („Craving“) auslöst. Therapieansätze, die auf Annäherungs-Vermeidungs-Tendenzen abzielen, können Rückfälle unter Alkoholabhängigen reduzieren und könnten auch für die Therapie der Cannabisabhängigkeit geeignet sein.

Methoden: Der im Alkoholbereich etablierte Ansatz wird in einer ersten Proof of Concept-Studie unter 15 stationär behandelten Jugendlichen mit einer Cannabis Abhängigkeitsdiagnose auf seine Übertragbarkeit hin geprüft werden. Dabei werden im Rahmen einer fMRI-Untersuchung cannabisspezifische Auslösereize (Fotos von Joints, Pfeifen, Marihuana etc.) sowie weitere emotional negativ, positiv und neutral besetzte Stimuli präsentiert.

Ergebnisse: Es wird geprüft, ob die Exposition dieser Auslösereize

  • im prä-post Design mit erhöhtem Craving einhergeht und

  • ob in spezifischen Hirnregionen (u.a. Nucleus accumbens, Amygdala, dorsolateral-präfrontaler Kortex und anterior-cingulater Kortex) eine erhöhte Reaktivität zu beobachten ist.

Diskussion: Die Studie soll klären, ob der für Alkoholabhängige Erwachsene vielversprechende implizite Therapieansatz des Approach-Avoidance-Trainings zur Rückfallbehandlung, sich auf die Population jugendlicher Cannabisabhängiger übertragen lässt. Eine messbare und Craving-korrelierte Cue-Reaktivität in den vermuteten Hirnregionen würde dies nahe legen und könnte in einer anschließenden RCT-Interventionsstudie auf seine Wirksamkeit geprüft werden.