Suchttherapie 2015; 16 - S_48_04
DOI: 10.1055/s-0035-1557686

Soziale Folgen und Begleitumstände bei schwerer Cannabisabhängigkeit im Vergleich mit Opiatabhängigkeit

U Claussen 1
  • 1Jugendberatung und Jugendhilfe e.V. Frankfurt am Main

Einleitung: Chronisch intensiver Cannabiskonsum zeichnet sich durch hohe Konsummenge und situative Unabhängigkeit aus. Er ist mit einem hohen Risiko für Abhängigkeit und gesundheitliche, psychische und soziale Begleit- und Folgeschäden verbunden. Die Folgen intensiven Cannabisrauchens können sich zu Belastungen entwickeln, die zur Chronifizierung und Aufrechterhaltung der Abhängigkeit beitragen. Eine differenzierte Beschreibung dieser Belastungen kann helfen, die Schwere dieser Belastungen einzuschätzen.

Methoden: Eine anfallende Stichprobe von schwer Cannabisabhängigen in stationärer Rehabilitation (n > 250) wird mit einer nach Alter und Geschlecht vergleichbaren Stichprobe von Opiatabhängigen auf Unterschiede hinsichtlich ihrer sozialen Situation untersucht. In einer deskriptiven Analyse mit Mittelwertsvergleichen wird nach Ähnlichkeiten und Unterschieden in der Belastung dieser beiden Patientengruppen gesucht.

Ergebnisse: Bei Formulierung des Abstracts liegt die abschließende Auswertung noch nicht vor. Es ergeben sich erste Hinweise auf eine erhebliche Dauer der Störung vor Behandlung sowie starke Beeinträchtigung der schulischen und beruflichen Integration bei chronisch intensivem Cannabiskonsum. Arbeitslosigkeit, prekäre Wohnsituationen, Haftstrafen und beeinträchtigte Beziehungen sind bei dieser Gruppe relevante Belastungsfaktoren.

Diskussion: Soziale Belastungen entstehen im Verlauf des chronisch intensiven Konsums von Cannabis. Schwer Cannabisabhängige sind in der stationären Rehabilitation nicht zuletzt auf Grund ihrer sozialen Folgeschäden in den letzten Jahren deutlich häufiger geworden. Einige der Folgen sind mit Folgen der Opiatabhängigkeit vergleichbar. Es spricht vieles dafür, verschiedene Konsummuster zu differenzieren und soziale Begleitumstände und Folgen in Behandlung und in der gesellschaftlichen Diskussion über Cannabis stärker zu berücksichtigen.