Suchttherapie 2015; 16 - P_06
DOI: 10.1055/s-0035-1557700

Cognitive Bias Modification bei Pathologischem Glücksspiel mithilfe einer online-basierten Approach-Avoidance Task

C Wittekind 1, J Bierbrodt 1, 2, A Feist 1, S Moritz 1, I Hand 2
  • 1Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Deutschland
  • 2MVZ Falkenried, Hamburg, Deutschland

Einleitung: Trotz des Wissens um die Zufälligkeit gelegentlicher Erfolge und der negativen Konsequenzen halten Pathologische Spieler am Spielen fest. Einen Erklärungsansatz für dieses Paradoxon liefern sog. Zwei-Prozess Modelle, die postulieren, dass das Verhalten bei Pathologischem Glücksspiel vor allem durch automatisierte Prozesse gesteuert wird (z.B. Evans & Coventry, 2006). Bestätigung findet diese Annahme durch Studien, in denen implizite Verfahren zum Einsatz kamen: So wiesen von Glücksspiel betroffene Personen in der Mehrzahl der Studien Aufmerksamkeitsverzerrungen (z.B. Hønsi et al., 2013) sowie implizit positive Assoziationen gegenüber Glücksspiel-relevanten Stimuli bzw. Glücksspiel auf (z.B. Brevers et al., 2013). Diese Ergebnisse ähneln Befunden bei Abhängigkeitserkrankungen. Bei Abhängigkeitserkrankungen konnten zudem automatische Annäherungstendenzen gegenüber alkoholhaltigen Getränken identifiziert werden (z.B. Wiers et al., 2009). Ein Verfahren, das die Erhebung automatischer Verhaltenstendenzen erlaubt, stellt die Approach-Avoidance Task dar (AAT, Rinck & Becker, 2007). Das Verfahren macht sich die menschliche Verhaltenstendenz zunutze, dass positive Stimuli mit einer Annäherungs- (Beugen des Armes) und negative Stimuli mit einer Vermeidungstendenz (Strecken des Armes) assoziiert sind (Chen & Bargh, 1999). Die Kopplung von Valenz und Verhalten kann auch für das gezielte Umtrainieren der Verhaltenstendenzen genutzt werden (sog. Retraining). Ziel der vorliegenden Studie war es, die Machbar- und Wirksamkeit des AAT als Retraining-Instrument erstmals bei Automaten-Glücksspiel zu evaluieren.

Methoden: Es handelt sich um eine online-basierte, kontrollierte, randomisierte Kontrollgruppenstudie mit insgesamt vier Bedingungen (Deprexis, Retraining, aktives Kontrolltraining, Wartekontrollgruppe). Die dargestellten Ergebnisse beziehen sich auf den Behandlungsarm Retraining, für die Ergebnisse des zweiten Behandlungsarms Deprexis sei auf das Poster von Bierbrodt et al. verwiesen. Bei den beiden Trainingsversionen werden die Teilnehmer instruiert, Bilder in Abhängigkeit einer wertneutralen Dimension entweder von sich wegzuschieben oder zu sich heranzuziehen. Während die Instruktion beim Retraining so gewählt wird, dass alle Automatenspiel-relevanten Bilder weggeschoben und alle neutralen Bilder herangezogen werden müssen, beträgt das Verhältnis beim Kontrolltraining 50:50%. Es sind zwei Untersuchungszeitpunkte vorgesehen, wobei das prä-post Intervall 8 Wochen beträgt. Zu beiden Messzeitpunkten werden soziodemografische und psychopathologische Daten in einer Internetbefragung anonym über das Softwareprogramm Unipark® gewonnen. Primärer Outcome stellt das Spielverhalten (PG-Y-BOCS) dar, sekundäre Analysen berücksichtigen darüber hinaus Depressivität, Ängstlichkeit, Impulsivität sowie verschiedene kognitive Verzerrungen.

Ergebnisse & Diskussion: Es werden erste Zwischenergebnisse der laufenden Studie präsentiert.