Suchttherapie 2015; 16 - P_21
DOI: 10.1055/s-0035-1557715

Subjektive Belastung aufgrund von körperlichen Beschwerden bei Opiatsubstituierten

CS Schmidt 1, B Schulte 1, U Verthein 1, J Reimer 1
  • 1Zentrum für interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Deutschland

Einleitung: Die Aussagekraft aktueller Instrumente zur Messung somatischer Belastung bei opiatsubstituierten Patienten ist begrenzt: So ermöglicht die Gesundheitsskala des Opiate treatment Index (OTI) bislang nur eine Schätzung der 30-Tages-Prävalenz einzelner Symptome, ohne deren jeweilige subjektive Belastung mit zu erfassen. Letztere wird zwar im Addiction Severity Index erhoben, jedoch ohne einzelne Symptome gezielt abzufragen. Entsprechend liegt nur wenig Literatur dazu vor, welchen Stellenwert körperliche Erkrankungen (einschließlich Infektionserkrankungen wie Hepatitis C) und der potenziell damit verbundene Leidensdruck bei substituierten Patienten tatsächlich einnehmen.

In dieser Untersuchung werden die folgenden Fragestellungen bearbeitet:

  • Identifikation besonders belastender vs. wenig belastender Beschwerden: Gibt es Symptome, die von den meisten Patienten als stark belastend/wenig belastend/heterogen empfunden werden?

  • Besteht ein Zusammenhang zwischen der Anzahl vorhandener Symptome/Erkrankungen und der subjektiven Belastung insgesamt?

Methoden: Im Rahmen der ECHO-Studie (Epidemiologie der Hepatitis C Virusinfektion bei Opioidsubstituierten: Einflussfaktoren auf Therapieinitiierung und Serokonversion) werden an einer repräsentativen Stichprobe von 2500 Patienten aus rund 100 ambulanten Substitutionseinrichtungen patientenbezogene Daten aus der Regelversorgung erhoben sowie Arzt- und Patientenfragebögen vorgegeben. Die Gesundheitsskala des OTI (Checkliste mit 50 Symptomen) wurde im Rahmen dieses Forschungsvorhabens um eine 5-stufige Likert-Skala „Schweregrad der Belastung“ (von 1 =„gar nicht“ bis 5 =„sehr stark“) für jedes vorhandene Symptom ergänzt, sodass sich zusätzlich zum Summenscore auch ein „Belastungsscore“ ergibt.

Diese erweiterte Version wird bei jedem zweiten der ersten 1000 eingeschlossenen Patienten vorgegeben, sodass sich eine Teilstichprobe von n = 500 Patienten mit Belastungsdaten ergibt. An dieser Teilstichprobe werden die Häufigkeiten einzelner Symptome, durchschnittliche Belastung und Varianz pro Symptom sowie Korrelationen von Summen- und Belastungsscores ermittelt.

Ergebnisse: Zum Zeitpunkt der Beitragseinreichung ist die Rekrutierung der Patienten und Praxen der ECHO-Studie zu rund 50% abgeschlossen. Die für diese Fragestellung notwendige Teilstichprobe von n = 500 Patienten liegt somit fast vollständig vor. Neben einer Einordnung der Ergebnisse in den Kontext bestehender Literatur sowie der Diskussion möglicher Implikationen für die Praxis werden auch Überlegungen zur tatsächlichen Repräsentativität der Stichprobe und möglichen geografischen Unterschieden diskutiert.