Z Gastroenterol 2015; 53 - K22
DOI: 10.1055/s-0035-1558927

Fibroscan® Messung mit der XL-Sonde bei extrem adipösen Patienten: Machbarkeit und Ergebnisse

J Weiss 1, M Rau 1, T Kudlich 1, I Hering 1, L Reichert 1, A Geier 1
  • 1Medizinische Klinik und Poliklinik II, Schwerpunkt Hepatologie, Universitätsklinik Würzburg

Einleitung: Die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) ist in der westlichen Welt eine der häufigsten Ursachen für eine chronische Lebererkrankung mit einer geschätzten Prävalenz zwischen 20 und 30%. Bei Adipositas steigt diese Rate noch an und kann bei Patienten, die sich einem bariatrischen Eingriff unterziehen, bis 90% erreichen. Ein Teil der Patienten erfährt über eine nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH) und eine zunehmende Fibrosierung einen Progress bis zur Leberzirrhose. Daher ist bei diesen Patienten eine möglichst genaue Einschätzung des Fibrosegrads essentiell. Neben dem Goldstandard Histologie hat sich hierbei als nicht invasive Methode die Fibroscan® Messung etabliert. Da diese bei ausgeprägter Adipositas an ihre Grenzen stößt, wurde hierfür eigens die XL-Sonde entwickelt. Bisher existieren für extrem adipöse Patienten jedoch nur wenige Daten, speziell für einen BMI über 50 kg/m2 liegen kaum Daten vor.

Ziel: Untersuchung der Machbarkeit und der Ergebnisse der Fibroscan® Messung mit der XL-Sonde bei Patienten mit extremer Adipositas (Body-Mass-Index (BMI) ≥40 kg/m2).

Methoden: Teilnehmen konnten konsekutive Patienten mit einem BMI ≥40 kg/m2, die sich einer bariatrischen Operation unterzogen und an einer NAFLD litten bzw. sonographisch eine Lebersteatose zeigten. Sekundäre Ursachen einer Fettleber oder andere Lebererkrankungen waren Ausschlusskriterien. Im Rahmen des operativen Eingriffs erfolgte bei den Patienten eine Leberbiopsie. Alle Teilnehmer unterzogen sich einer Fibroscan® Messung in üblicher Weise. Für eine als erfolgreich gewertete Untersuchung waren 10 gültige Messungen und (bei maximal 20 Messungen) eine Erfolgsrate ≥60% erforderlich. War die Erfolgsrate < 60%, wurde die Untersuchung als nicht valide eingestuft, bei < 10 gültigen Messungen als nicht erfolgreich. Die Ergebnisse wurden mit verschiedenen Parametern wir dem Abstand zwischen Mess-Sonde und Leberkapsel oder dem BMI korreliert.

Ergebnisse: In die Analyse gingen 149 Patienten ein (Durchschnittsalter von 44,3 ± 11,3 Jahre), davon 105 Frauen (70,5%) und 44 Männer (29,5%). Das mittlere Körpergewicht lag bei 149,7 ± 29,2 kg, der mittlere BMI bei 51,6 ± 8,5 kg/m2. Von 87 Patienten (58,4%) waren Leberbiopsien verfügbar, die in 59 Fällen (67,8%) als NAFL und in 28 (32,2%) als NASH klassifiziert wurden. 62 Patienten (41,6%) wurden nur anhand der Ultraschalluntersuchung als NAFLD eingestuft. Eine erfolgreiche Fibroscan® Messung war bei 61 Patienten (44,9%) möglich, eine nicht valide Messung zusätzlich bei 33 Patienten (22,1%). Patienten mit nicht erfolgreicher Messung hatten gegenüber Patienten mit erfolgreicher oder nicht valider Messung ein signifikant höheres Körpergewicht (164,1 ± 32,5 kg vs. 137,8 ± 22,6 kg vs. 145,0 ± 22,2 kg) und einen signifikant höheren BMI (55,8 ± 8,7 kg/m2 vs. 47,8 ± 6,8 kg/m2 vs. 51,1 ± 7,5 kg/m2). Patienten mit NASH hatten eine signifikant höhere Lebersteifigkeit als Patienten mit NAFL, was sowohl für gültige als auch für nicht valide Messungen galt. Auch konnte die Messung Patienten mit Zirrhose identifizieren.

Folgerungen: Die nicht invasive Fibroscan® Messung der Lebersteifigkeit ist bei Patienten mit extremer Adipositas mithilfe der XL-Sonde gut machbar und führt bei rund zwei Dritteln zu einem verwertbaren Ergebnis. Die Methode kann zwischen NASH, NAFL und Leberzirrhose differenzieren, wobei sich sowohl gültige als auch nicht valide Messergebnisse verwenden lassen.