Z Gastroenterol 2015; 53 - KG002
DOI: 10.1055/s-0035-1559028

Unzureichende Symptomkontrolle unter Langzeittherapie mit PPI bei GERD – Fakt oder Fiktion?

J Labenz 1, G Labenz 2, D Stephan 3, F Willeke 3
  • 1Diakonie Klinikum, Jung Stilling-Krankenhaus, Medizinische Klinik, Siegen, Deutschland
  • 2Medizinisches Zentrum, Refluxzentrum Siegerland, Burbach, Deutschland
  • 3St. Marienkrankenhaus, Chirurgische Klinik, Siegen, Deutschland

Einleitung: In kontrollierten Studien klagen Patienten mit gastroösophagealer Refluxkrankheit (GERD) trotz PPI in ca. 30% der Fälle über belästigende Refluxsymptome (Sodbrennen, Regurgitation). Hausärztlicherseits wird diese Rate als viel zu hoch eingeschätzt.

Material und Methoden: In einer prospektiven, multizentrischen Studie, die in 15 Hausarztpraxen über 3 Monate durchgeführt wurde, erhielten Patienten mit der Diagnose GERD und einer PPI-Therapie von mindestens 1 Jahr einen Fragebogen. Neben der Dauer der Krankheit und der PPI-Therapie wurde nach Intensität und Häufigkeit von Sodbrennen, Regurgitation und Schlafstörungen aufgrund der Refluxbeschwerden, Zufriedenheit mit der PPI-Therapie, bisher durchgeführter Diagnostik und chirurgischer Konsultation befragt. Zudem wurde ein validierter Fragebogen zur Diagnose einer GERD eingesetzt (GerdQ). Als „lost patients“ wurden diejenigen definiert, die aufgrund des Fragebogens an einer GERD litten, mit der PPI-Therapie sehr unzufrieden waren und bisher keine weiterführende Abklärung erhielten.

Ergebnisse: 320 Patienten nahmen an der konsekutiven Befragung teil. Im Mittel litten die Patienten 8,40 Jahre an einer GERD und hatten eine mittlere Therapiedauer mit PPI von 6,24 Jahren. 38% der Patienten gaben Sodbrennen an mindestens 2 Tagen pro Woche an (20% 4 – 7 Tage pro Woche), 29% beklagten Regurgitation an mindestens 2 Tage pro Woche (13% 4 – 7 Tage pro Woche) und 22% hatten Schlafstörungen durch Refluxbeschwerden mindestens zweimal pro Woche (7% an mindestens 4 Tagen pro Woche). 20% der Patienten waren mit der PPI-Therapie sehr unzufrieden, von denen 13% aufgrund der GerdQ-Ergebnisse als refluxkrank anzusehen waren. Insgesamt hatten 85% der Patienten in der Vergangenheit eine ÖGD. Eine pH-Metrie wurde bei 7% der Patienten und eine Manometrie bei 2% durchgeführt. Eine chirurgische Konsultation wurde von 6% der Patienten in Anspruch genommen. Die Rate der „lost patients“ lag bei 10%.

Schlussfolgerungen: Eine mangelhafte Symptomkontrolle ist bei GERD-Patienten mit PPI-Dauertherapie häufig und fällt in der täglichen Routine nicht auf. Die Qualität der Therapie dieser Patienten sollte z.B. durch Fragebögen überprüft werden mit konsequenter Diagnostik bzw. Therapiemodifikation bei unzureichender Symptomkontrolle.