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DOI: 10.1055/s-0035-1559995
Der Einfluss der Geburtseinleitung auf maternale und neonatale Komplikationen bei Patientinnen mit Terminüberschreitung
Das Risiko für kindliche Morbidität und Mortalität steigt mit Überschreitung des Geburtstermins an. Dennoch führten in der Vergangenheit veröffentlichte Studien und Reviews zu einer kontroversen Diskussion, inwiefern bei Terminüberschreitung oder Schwangerschaftsübertragung eine Einleitung sinnvoll sei und welchen Effekt dies auf das maternale und neonatale Outcome habe. Einige Observationsstudien zeigten ein erhöhtes Risiko für eine Entbindung per Sectio nach Geburtseinleitung, wohingegen andere Studien eine niedrigere Sectio-Rate infolge einer Geburtseinleitung belegten. Ziel dieser Arbeit war es, den Einfluss von Geburtseinleitungen auf den Geburtsmodus und potentielle maternale und fetale bzw. neonatale Komplikationen am Kölner Patientenkollektiv zu evaluieren.
Um das Outcome von Geburtseinleitungen, verglichen mit Patientinnen mit spontanem Wehenbeginn bei Terminüberschreitung, hinsichtlich des Einflusses auf mütterliche und kindliche Faktoren zu überprüfen, führten wir eine retrospektive Analyse der Geburten in der Universitätsklinik zu Köln zwischen 2000 und 2014 durch. Eingeschlossen wurden Frauen, die sich in der 41+0 bis 42+6 Schwangerschaftswoche befanden. 400 Patientinnen, deren Entbindung eingeleitet wurde, konnten mit 457 Patientinnen, bei welchen abwartend vorgegangen wurde, verglichen werden. Das maternale Outcome wurde evaluiert durch den Entbindungsmodus, das Auftreten von Lazerationen und Episiotomien, sowie durch das Vorhandensein von anderen Komplikationen während der Geburt, wie beispielsweise atone Blutungen, Plazentaretention, Uterusrupturen und Tod der Patientin. Zur Beurteilung des fetalen Outcomes zogen wir den pH-Wert des Nabelschnurblutes zur Evaluation der kindlichen Asphyxie, heran, sowie den APGAR-Wert nach fünf Minuten, den Atemstatus, das Geburtsgewicht, ein Geburtsgewicht über 4000 Gramm, die Verlegung des Kindes auf eine neonatologische Intensivstation und den Tod des Kindes.
857 Patientinnen erfüllten die Einschlusskriterien und wurden in die Studie einbezogen. Bei 400 Patientinnen wurde die Entbindung aufgrund einer Terminüberschreitung eingeleitet. Diese Patientinnen wurden mit 457 Patientinnen verglichen, bei welchen trotz eines Gestationsalters über 41+0 Wochen der spontane Wehenbeginn abgewartet wurde. Die Rate der Entbindungen per Sectio war in der Gruppe der eingeleiteten Frauen signifikant höher (33,8% versus 21,0%, p < 0,001). Betrachtet man ausschließlich die Patientinnen mit vaginaler Entbindung, konnte neben einer erhöhten Anzahl von Damm-Verletzungen bei den Patientinnen mit eingeleiteter Geburt (38,1% versus 26,3%, p = 0,002), auch eine erhöhte Rate von Lazerationen jeglicher Art bei den Patientinnen mit Geburtseinleitung festgestellt werden (61,5% versus 52,4%, p = 0,023), wobei dieser Unterschied bei alleiniger Betrachtung der Erstgebärenden nicht mehr nachgewiesen werden. Weitere signifikante Unterschiede konnten bezüglich der mütterlichen Komplikationen zwischen den beiden Gruppen nicht festgestellt werden. Des Weiteren unterschied sich das fetale Outcome zwischen den Neugeborenen, die nach einer Geburtseinleitung entbunden wurden, verglichen mit den Neugeborenen, bei deren Müttern keine Einleitung der Entbindung durchgeführt wurde, nur in einem Punkt: Bei den Kindern der Einleitungskohorte musste häufiger mit einer Maske beatmet werden (12,3% versus 7,7%, p = 0,025).
Die vorliegende Studie zeigt, dass eine Geburtseinleitung aufgrund einer Terminüberschreitung in der Schwangerschaft mit einem erhöhten Risiko für eine Entbindung per Sectio assoziiert ist. Die höhere Rate an Dammverletzungen ist auf die Verteilung der Parität innerhalb der Einleitungsgruppe zurückzuführen. Andere maternale oder fetale Variabeln des Outcomes wurden durch eine Einleitung der Geburt bei Terminüberschreitung im Vergleich zu einem abwartenden Vorgehen nicht beeinflusst.