physiopraxis 2015; 13(07/08): 03
DOI: 10.1055/s-0035-1562853
editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Eierlegende Wollmilchsau

Kathrin Hage

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Publication Date:
24 July 2015 (online)

_ „Was soll ich machen?“, fragte mich neulich meine Physio-Freundin. In der Praxis, in der sie arbeitet, hatte eine Mutter nach der Lehnert-Schroth-Therapie für ihren achtjähriger Sohn gefragt. „Seit der Ausbildung hat das keiner von uns mehr gemacht“, meinte sie. „Aber unser Chef hat der Mutter zugesagt, und jetzt kommt der Junge bald zu mir.“ Das Prinzip des Konzepts kenne sie schon. Aber es sei doch ein Unterschied, ob man sich auf ein Konzept spezialisiert hat und regelmäßig damit arbeitet oder ob man sich nur damit beschäftigt, weil ein passender Patient zur Tür hereinspaziert.

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Die Fülle physiotherapeutischer Indikationen ist gigantisch. Da wir keine Allrounder sind, dürfen wir uns trauen, Patienten an spezialisierte Kollegen zu „überweisen“!
Abb.: TimM/fotolia.com

_ Mir selbst ging es so mit einem dreijährigen Mädchen, das wegen juveniler Arthritis in die Praxis meiner ehemaligen Chefin kam. Mit so kleinen Kindern hatten wir alle keine Erfahrung. Doch die Ansage lautete: „Wir nehmen das Kind an. Wir können es uns nicht leisten, Patienten abzulehnen. Außerdem wird sie noch häufig KG verordnet bekommen.“ Mein schlechtes Gewissen war immens. Pädiatrie und dann noch Rheuma – ich hatte das Gefühl, dem Mädchen nicht ansatzweise das geben zu können, was es braucht. In meiner Not legte ich den vorletzten Termin auf spätabends, sodass ich mit der kleinen Patientin und ihrer Mutter alleine war. Als wir auf das Folgerezept zu sprechen kamen, sagte ich, dass ihre Tochter meiner Meinung nach in Kinder-Physiotherapiehand besser aufgehoben wäre. Für meine ehrlichen Worte war mir die Mutter unbeschreiblich dankbar. Beim nächsten und letzten Termin ihrer Tochter brachte sie ein neues Rezept mit – für ihren Mann, er hat’s im Rücken. Manchmal bindet man Patienten eben auch mit Ehrlichkeit ...

_ So wollte es nun auch meine Freundin versuchen. Allerdings wusste sie nicht, zu wem sie ihren Patienten „überweisen“ sollte. So kamen wir in der Redaktion auf die Idee, Ansprechpartner für verschiedene Spezialisierungen aufzulisten ( S. 70 ). Sie kennen weitere Suchmöglichkeiten für spezialisierte Therapeuten? Wir ergänzen sie gerne.

Ihre

Kathrin Hage