Gesundheitswesen 2015; 77 - A101
DOI: 10.1055/s-0035-1563057

Zusammenhang von psychischem Befinden und Overcommitment bei überwiegend psychisch belasteten Berufsgruppen

K Diekmann 1, C Wernecke 1, R Seibt 2, S Darius 1, F Seiboth 1, I Böckelmann 1, B Thielmann 1
  • 1Otto-von-Guericke-Universität, Medizinische Fakultät, Bereich Arbeitsmedizin, Magdeburg
  • 2Technische Universität Dresden, Dresden

Hintergrund: Das Thema psychische Gesundheit rückte in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus der Wissenschaft. Die Krankheitstage sind aufgrund psychischer Erkrankungen um 67% angestiegen. Als Stressverstärker hat Overcommitment (OC) Einfluss auf die psychische Gesundheit. Ziel dieser Untersuchungen war die Ermittlung des Zusammenhanges von psychischem Befinden und Overcommitment bei Bankangestellten (BA) und Lehrkräften (LK). Methodik: Es wurden die Antworten von 90 Bankangestellten (Altersdurchschnitt: 43 ± 9 Jahre) und 132 Lehrkräften (Altersdurchschnitt: 48 ± 8 Jahre) aus den Fragebögen General Health Questionnaire (GHQ-12) und der Subskala Overcommitment (OC) aus dem Effort-Reward-Imbalance-Questionnaire (ERI-Q) analysiert. Die Teilnehmer wurden anhand ihres OC-Summenscores in Gruppen mit normalem OC(0) und erhöhtem OC(1) eingeteilt (Cutoff ≥18). Ergebnisse: 11% der BA und 33% der LK wurden der Gruppe OC(1) zugeordnet. In beiden Berufsgruppen fanden sich Unterschiede zwischen den OC-Gruppen im GHQ-Summenwert (BAOC(0) 10 ± 4; BAOC(1) 15 ± 5; p = 0,023, LKOC(0) 11 ± 4; LKOC(1) 15 ± 6; p = 0,001). Im Vergleich der 12 GHQ-Skalen fanden sich teilweise signifikante Unterschiede zwischen den OC-Gruppen beider Berufsgruppen (z.B. „Gefühl gehabt, dauernd unter Druck zu stehen“; pBA = 0,009; pLK = 0,022 oder „sich unglücklich und deprimiert gefühlt“; pBA = 0,018; pLK = 0,004). In der OC(1)-Gruppe bestehen für 50% (n = 5) der BA und 41% (n = 18) der LK Hinweise auf beeinträchtigte psychische Gesundheit; in der OC(0)-Gruppe betraf das 16% (n = 13) der BA und 17% (n = 15) der LK. Zwischen den OC- und GHQ-12-Sklalen bestehen nur sehr geringe bis geringe Zusammenhänge (r = 0,11 bis 0,37). Diskussion: Insgesamt zeigte sich ein deutlich höheres Vorkommen von OC bei LK als bei BA. Insbesondere sind bei LK die Anstrengungen zur präventiven Betreuung zu verstärken. Um diese langfristig aktiv und psychisch gesund im Beruf zu halten, ist es notwendig, psychischen Beeinträchtigungen und Erkrankungen vorzubeugen. Dazu müsste u.a. auf berufsspezifische Fehlbelastungen eingewirkt, aber auch der Ausbau von individuellen psychischen Ressourcen (u.a. Stressbewältigungskurse, Stärkung von Coping-Strategien, Angebote zur Supervision) fokussiert werden.

Referenzen beim Verfasser