Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A14
DOI: 10.1055/s-0035-1570051

Laparoskopisch assistierte Eigengewebsrekonstruktion in der Beckenbodenchirurgie

A Mothes 1
  • 1Universitätsklinikum Jena, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Ziel:

Ziel der vorgestellten Arbeit ist die Darstellung und Analyse der laparoskopischen Assistenz im Rahmen der vaginalen Prolaps-Hysterektomie mit prophylaktischer Salpingektomie/Salpingoophorektomie bei der vaginalen, defektgerechten Eigengewebsrekonstruktion von Beckenbodendefekten, die systematische Evaluation von Komplikationsraten dieser Methode mittels der Clavien-Dindo (CD)-Klassifikation sowie die morphometrische Analyse der Hysterektomiepräparate mit systematischer Klassifikation der Elongatio cervicis uteri bei Descensus genitalis.

Methoden:

Retrospektive Auswertung von n = 321 defektgerechten vaginalen Deszensusoperationen mit laparoskopischer Assistenz im Rahmen der vaginalen Prolaps-Hysterektomie hinsichtlich der nach dem System von Clavien und Dindo klassifizierten Komplikationsraten. Außerdem erfolgte die retrospektive morphometrische Untersuchung von n = 295 fotodokumentierten Hysterektomiepräparaten nach laparoskopisch assistierter Prolaps-Hysterektomie hinsichtlich der Klassifikation einer Elongatio cervicis uteri in Grad 0-III unter Hinzuziehung der Korpus-Zervix-Ratio (CCR) und einer formelbasierten Berechnung der Zervixlänge.

Ergebnisse:

Eine prophylaktische bilaterale Salpingoophorektomie wurde im Rahmen der Hysterektomie bei n = 198 Patientinnen, eine unilaterale in n = 24 durchgeführt. Bei n = 99 Patientinnen erfolgte eine prophylaktische bilaterale Salpingektomie unter Ovarerhalt. Komplikationen waren CD I 1,87%, CD II 13,39%, CD IIIa 0,62%, CD IIIb 1,87%. Es lagen keine CD IV oder V Komplikationen vor. Eine intraoperative Blasenläsio (n = 1), keine weiteren Organläsionen, keine transfusionspflichtige Blutung und kein Vaginalstumpfhämatom, als eine typische postoperative Komplikation, konnten erfasst werden. Die Gesamtmorbidität entsprach 18,06%. Eine Elongatio cervicis lag in 288/295 (97,62%) der Post-Hysterektomie-Präparate vor (Grad I, 44/288 [15,27%]; Grad II, 212/288 [73,61%]; Grad III, 32/288 [11,11%]). Beim uterovaginalen Totalprolaps war die mittlere CCR kleiner als beim Descensus genitalis II/III Grades (0,75 ± 0,22 vs. 0,96 ± 0,39; p < 0,001).

Schlussfolgerungen:

Unsere Analyse zeigt, dass die laparoskopische Assistenz mit der vaginalen Prolaps-Hysterektomie, der vaginalen, defektgerechten Eigengewebsrekonstruktion von Beckenbodendefekten sowie einer prophylaktischen Salpingektomie/Salpingoophorektomie sicher kombiniert werden kann und in einer niedrigen Komplikationsrate resultiert. Das Vorliegen einer Elongatio cervicis uteri bei Post-Hysterektomie-Präparaten nach laparoskopisch assistierter vaginaler Prolaps-Hysterektomie wurde in unserer Analyse zu 97,62% beobachtet. Ihre Definition und Klassifikation kann ein wertvolles Instrument für weitere wissenschaftliche Arbeiten zur Rolle der Elongatio cervicis bei Descensus genitalis und zur Hysterektomieindikation im Rahmen von Deszensusoperationen sein.