Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - V12
DOI: 10.1055/s-0036-1571374

„Social Freezing“: Neue Option oder „Zwang zur Selbstbestimmung“? – ein Positionsreferat

T Wischmann 1
  • 1Institut für Medizinische Psychologie, Heidelberg

Über „Social Freezing“, also die Kryokonservierung von unbefruchteten Eizellen der Frau bei nicht-medizinischen Indikationen (mit ggf. nachfolgender ICSI-Behandlung), wurde Ende 2014 viel in den Medien kontrovers berichtet, als Facebook und Apple ankündigten, diese Option der Familienbildung bei ihren Mitarbeiterinnen finanziell zu unterstützen. Von den reproduktionsmedizinischen Fachgesellschaften ASRM und ESHRE wird dieses Verfahren inzwischen nicht mehr als experimentell bezeichnet. In diesem Übersichtsvortrag wird nach kurzer Darstellung von Ablauf, Chancen und Risiken dieses Verfahrens sowie dessen bisheriger Inanspruchnahme in Deutschland eine kritische Gesamtbewertung von „Social Freezing“ vorgenommen, mit der Frage, ob es sich hierbei um die Eröffnung einer neuen Option für Frauen (größere reproduktive Autonomie der Frau und mehr Optionen für die Familienplanung beider Partner), um die Medikalisierung gesellschaftlicher Missstände (eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – Gleichzeitigkeit von Familiengründung und beruflicher Karriere – soll von der Frau individuell „gelöst“ und bezahlt werden) oder um eine noch nicht verlässlich einzuschätzende Entwicklung (was geschieht mit den nicht genutzten Eizellen?) handelt.