Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - V14
DOI: 10.1055/s-0036-1571376

Fertilitätsbezogene Lebensqualität bei Patientinnen in deutschen Kinderwunschzentren

R Sexty 1, G Griesinger 2, J Kayser 2, M Lallinger 1, S Rösner 3, T Strowitzki 3, B Toth 3, T Wischmann 1
  • 1Institut für Medizinische Psychologie, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Ruprecht-Karls Universität, Heidelberg
  • 2Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universität zu Lübeck
  • 3Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen, Frauenklinik, Ruprecht-Karls Universität, Heidelberg

Einleitung: Die fertilitätsbezogene Lebensqualität ist bei ungewollt kinderlosen Frauen und Männern beeinträchtigt. Die Veränderungen in den emotionalen, psychosomatischen, paar- und sozialbezogenen Bereichen der Lebensqualität können mit unterschiedlichen soziodemographischen Merkmalen zusammenhängen.

Methoden: 362 Frauen in Kinderwunschzentren in Heidelberg und Lübeck füllten den Fragebogen FertiQoL aus, der als internationales Standardmessinstrument der fertilitätsspezifischen Lebensqualität entwickelt worden ist, sowie soziodemographische Fragen.

Ergebnisse: Der Mittelwert des FertiQoL der Frauen unserer Stichprobe liegt bei 72,64, was anderen Studienergebnissen entspricht. In unserer Stichprobe hatte die fertilitätsbezogene Lebensqualität keine Korrelation mit dem Alter, Bildungsabschluss, Familienstand, Dauer der Paarbeziehung und des Kinderwunsches, und damit, ob der Partner schon Vater ist. Die Frauen erreichten höhere Punkte im FertiQoL, wenn sie keine Krankheiten berichteten (t(241)= 259, p < 0,01) und wenn sie von einer nur andrologischen (und nicht nur gynäkologischen oder paarbezogenen) Ursache der Infertilität ausgingen (F(6)= 1,97, p < 0,05). Eine höhere emotionale und psychosomatische Lebensqualität lag bei den Frauen vor, die bereits Kinder aus einer vorherigen (t(28) = 2,00, p < 0,05, t(30) = 1,82, p < 0,05) bzw. der jetzigen (t(41) = 1,80, p < 0,05, t(46) = 1,96, p < 0,05) Beziehung hatten. Diese Zusammenhänge werden in dem Vortrag in Bezug auf die Ergebnisse anderer internationaler Studien vorgestellt.

Schlussfolgerungen: Der Fragebogen FertiQoL ist an einer deutschen Population, die Reproduktionsstörungen hat, bisher noch nicht validiert worden. Unsere Ergebnisse stammen aus einer Stichprobe von Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch und bilden somit den ersten Teil des Validierungsprozesses.