Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P2
DOI: 10.1055/s-0036-1571381

Einstellungen zu Social Freezing unter sozio-kultureller Perspektive

M Schick 1, R Sexty 1, B Ditzen 1, D Wischmann 1
  • 1Institut für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Heidelberg

Einleitung: Der Trend zu später Elternschaft wird durch die Möglichkeit von (frühzeitigen) reproduktionsmedizinischen Techniken zur Familienplanung in der Zukunft weiter angetrieben. ‚Social Freezing‘ bezieht sich dabei auf Entnahme und Einfrieren von Eizellen aus nicht-medizinischen Gründen zur möglichen künstlichen Befruchtung zu einem späteren Zeitpunkt, diese Methode löste einige ethische und politische Debatten aus. Die Zusammenhänge zwischen fertilitätsbezogenem Wissen, Einstellungen zu solchen reproduktionsmedizinischen Behandlungen sowie der Einfluss von spezifischen sozio-kulturellen Hintergründen (‚Milieus‘) sind jedoch bisher kaum erforscht.

Methoden: Es wurde eine quantitative Onlinestudie von April bis Juni 2015 mit N = 643 Personen durchgeführt. Erfragt wurden fertilitätsspezifisches Wissen und Einstellungen zu ‚Social Freezing‘, milieuindizierende Items des DELTA-Instituts sowie soziodemographische Angaben.

Ergebnisse: Es beteiligten sich N = 553 Frauen (Ø 34,2 Jahre) sowie N = 90 Männer (Ø 37,8 Jahre) an der Umfrage. Es zeigten sich deutliche Unterschiede in der Einstellung zu ‚Social Freezing‘ zwischen Altersgruppen, Familienstand, Bildungsabschluss, Milieus, Fertilitätsproblemen sowie Personen mit Kinderwunsch. Bei den fertilitätsspezifischen Fragen konnten 85% die Hälfte der Fragen nicht richtig beantworten.

Diskussion: Das geringe Wissen um Chancen und Grenzen zu dem wichtigen Thema des Kinderwunsches deutet auf dringend aufzulösende Informationsdefizite hin. Die große Anzahl an AkademikerInnen, Personen mit Fertilitätsproblemen sowie die Verteilung über die Milieus lassen auf spezifisches Interesse bestimmter Personengruppen an dieser Thematik schließen. Insgesamt deuten die Ergebnisse auf die Notwendigkeit gezielterer Erforschung aller Milieugruppen hin, um zu einem besseren Verständnis der Vorstellungen und Erwartungen im Bereich der Kinderwunschthematik in der Gesellschaft zu gelangen.