Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A1
DOI: 10.1055/s-0036-1579584

Tumor-assoziierte metabolische Veränderungen beeinflussen das Überleben beim Ovarialkarzinom: Besondere Bedeutung von Glycerophospholipiden

S Aust 1, A Bachmayr-Heyda 1, K Auer 1, N Sukhbaatar 1, SM Meier 2, C Gerner 2, C Grimm 1, A Reinthaller 1, D Pils 1
  • 1Univ. Klinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien Comprehensive Cancer Center
  • 2Institut für Analytische Chemie, Universität Wien

Hintergrund: Die ‚omics‘ Forschung ermöglicht kontinuierlich einen tieferen Einblick in Tumor-assoziierte metabolische Veränderungen. Diese mit der „Ernährung“ des Tumors assoziierten systemischen Einflüsse scheinen eine bedeutende Auswirkung auf das Überleben von Krebspatientinnen zu haben und eröffnen neue zielgerichtete Therapieansätze. Das Wissen darüber ist jedoch äußerst limitiert. Daher war das Ziel dieser Studie, metabolische Veränderungen in Patientinnen mit high-grade serösem Ovarialkarzinom (HGSOC) zu identifizieren, zu charakterisieren und deren prognostische Bedeutung zu evaluieren und in einem zweiten unabhängigen Kollektiv zu validieren.

Methodik: Eine zielgerichtete Metabolomicsanalyse wurde im Serum von 65 Patientinnen mit HGSOC durchgeführt (AbsoluteIDQ p180 kit, Biocrates Life Sciences, 188 Metaboliten), mithilfe einer Luminex-Analyse biologisch charakterisiert und in einem Kollektiv von 165 Patientinnen validiert. Vergleichend wurde das metabolische Profil in 62 gesunden Frauen untersucht.

Ergebnisse: Dreiundfünfzig Metaboliten – 43 Glycerophospholipide (GPhL), 5 Acycarnitine, 4 Sphingolipide und ein biogenes Amin – waren signifikant mit einem verkürzten Gesamtüberleben von Ovarialkarzinompatientinnen assoziiert. Ein daraus definierter GPhL-Prädiktor zeigte, dass Patientinnen mit niedrigeren Serum-GPhL-Konzentrationen ein schlechteres Überleben aufweisen (HR 0,38; p < 0,001; multivariate Cox Regressionanalyse). Zur Validierung wurden Expressionsdaten eines zweiten Kollektives von 165 Patientinnen herangezogen, ein GPhL-Gen-Prädiktor definiert und auch in diesem Kollektiv konnte ein signifikanter unabhängiger Einfluss auf das Gesamtüberleben gezeigt werden (HR 0,66; p = 0,004). Zusätzlich unterschied sich das metabolische Profil von Ovarialkarzinompatientinnen deutlich von dem gesunder Frauen. Eine Analyse assoziierter Veränderungen zeigte, dass IL6, CXCL2, Osteopontin und CCL23 signifikant negativ und Leptin und sEGFR positiv mit dem GPhL-Prädiktor korrelierten.

Schlussfolgerung: Im Ovarialkarzinom werden bedeutende metabolische Veränderungen insbesondere im Glycerophospholipid Stoffwechsel beobachtet. Besonders ungesättigte Glycerophospholipide scheinen in dieser Tumorentität eine Bedeutung zu haben. In einem nächsten Schritt gilt es nun herauszufinden, ob und inwieweit wir diese metabolischen Veränderungen beeinflussen und therapeutisch nützen können.