Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A5
DOI: 10.1055/s-0036-1579588

Die Unvorhersehbarkeit der vorzeitigen Ovarialinsuffizienz – Ein potenzielles Problem bei der Behandlung der jungen onkologischen Patientinnen

M Dosen 1, E Petru 1, U Lang 1, M Wölfler 1
  • 1Universitätsfrauenklinik, Graz

Einleitung: Eine Patientin mit der vorzeitige Ovarialinsuffizienz (POI) kann man ebenso in der Kinderwunsch- wie in der Onkologische Ambulanz treffen. Die Ätiologie kann eine Vielzahl von Ursachen haben, häufig ist aber auch eine iatrogene Ursache für POI gegeben.

Im Folgenden soll ein typischer Fall von POI präsentiert werden mit anekdotisch dramatischem klinischem Verlauf.

Fallbericht: 32-jährige Patientin, G1 P1, stellte sich in unserer Ambulanz für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin vor mit einer Vorgeschichte von Hitzewallungen und nächtlichem Schwitzen seit 2,5 Jahre. Zusätzlich berichtete sie von verkürzte Regelblutungen und eine stark reduzierte Ovarialreserve wurde festegestellt (Hormonstatus von 2014 am 2. Zyklustag: FSH 73,9 mIU/ml (Normwert bis 25 mIU/ml), LH 57,2 mIU/m, E2 10 pg/ml. Während der letzten 4 Monate war sie amenorrhoisch. Ihre allgemeine und gynäkologische Anamnese war unauffällig. Grund ihrer Vorstellung war eine Beratung über die Möglichkeit für eine neuerliche Schwangerschaft.

Unter Berücksichtigung ihrer klinischen Symptomatik und der Laborparameter wurde die Patientin über sehr niedrige Wahrscheinlichkeit für eine spontane Schwangerschaft informiert. Nach einer dramatischen emotionalen Reaktion der Patientin wurde eine routinemäßige Ultraschallkontrolle durchgefuhrt. Mit dieser Untersuchung war eine intakte intrauterine Schwangerschaft in 8. SSW festgestellt.

Diskussion: Bei einer Patientin mit POI bleibt immer spontane Ovulation und darauf folgende spontane Schwangerschaft möglich. Trotz drastisch reduzierter Werte der Marker für die Ovarialreserve, bis zum 5% der Patientinnen können spontane Ovulation haben und folglich konzipieren. Nach heutigem Stand der Kenntnisse können wir die Patientinnen mit dem Potential für spontane Ovulation nicht erkennen. Deshalb soll jede Patientin mit sekundärer Amenorrhö und POI als schwanger angesehen werden, bis zum Beweisen des Gegenteils.