Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A8
DOI: 10.1055/s-0036-1579591

Primäres diffus großzelliges B-Zell-Lymphom der Zervix in der Schwangerschaft – ein Fallbericht

C Gouy 1, C Fazelnia 1, P Wolfrum-Ristau 1, H Koch 1, B Mlineritsch 2, C Schönlieb 2, C Kronberger 3, G Bogner 1, T Fischer 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Paracelsus medizinische Universität (PMU), Salzburg
  • 2Universitätsklinik für Innere Medizin III, Paracelsus medizinische Universität, Salzburg
  • 3Universitätsinstitut für Pathologie, Paracelsus medizinische Universität, Salzburg

Einleitung: Das Non-Hodgkin-Lymphom der Zervix ist eine seltene Erkrankung, insbesondere ein Auftreten in der Schwangerschaft ist eine Rarität. Soweit bekannt, präsentieren wir den ersten Fall eines primären Lymphoms der Zervix, welches in der Schwangerschaft diagnostiziert und therapiert wurde.

Fall: Eine 36-jährige Patientin wurde in der 23. Schwangerschaftswoche aufgrund einer akut einsetzenden schmerzlosen vaginalen Blutung vorstellig. In der Spekulumeinstellung zeigte sich ein blutender Tumor der gesamten hinteren Muttermundslippe. In der primären Vaginalsonografie sowie in einer später durchgeführten Magnetresonanztomografie stellate sich eine stark durchblutete suspekte Raumforderung mit einer Größe von 5,5 × 5 × 2,7 cm dar, welche die hintere Fornix als auch die Endozervix infiltrierte (FIGO IIA2). Eine in der Frühschwangerschaft entnommene Zervixzytologie war unauffällig. Es erfolgte die Biopsie des Tumors in Allgemeinnarkose. Histologisch erwies sich die Läsion als diffuses großzelliges B-Zell-Lymphom. Weitere nodale und extranodale Lymphome wurden mittels MRT ausgeschlossen. Nach Tumorboardbeschluss erfolgte die Therapie mit drei Zyklen Rituximab® + CHOP (Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin und Prednisolon) zwischen der 27. und 31. SSW. In der 34. SSW wurde unsere Patientin mittels primärer Sectio entbunden, anschließend folgten weitere drei Zyklen R-CHOP. Unter der zytostatischen Therapie zeigte sich eine signifikante Tumorregression. Nach dem sechsten Zyklus erfolgte auf Wunsch der Patientin eine abdominale Hysterektomie und beidseitige Salpingektomie. Die Endhistologie ergab eine Komplettremission des Lymphoms. Abschließend erhielt die Patientin noch zwei weitere Zyklen R-CHOP. Derzeit befindet sich die Patientin in onkologischer Nachsorge.

Diskussion: Trotz der Seltenheit zervikaler Tumore in der Schwangerschaft, sollte die Möglichkeit einer bösartigen Raumforderung differentialdiagnostisch nicht außer Acht gelassen werden. Nach histologischer Diagnosesicherung scheint die R-CHOP Therapie eine wirkungsvolle und relativ sichere Therapie des diffusen großzelligen B-Zell-Lymphoms in der Schwangerschaft zu sein. Die Zervixzytologie spielt in der Diagnose des Zervixlymphoms eine untergeordnete Rolle. Eine bioptische Sicherung ist daher anzustreben.