Diabetologie und Stoffwechsel 2016; 11 - P90
DOI: 10.1055/s-0036-1580837

Hohe Diabetesbelastung bei Menschen mit Typ-1-Diabetes vor allem in den ersten Jahren nach Manifestation

A Reimer 1, A Schmitt 1, D Ehrmann 1, N Hermanns 1, B Kulzer 1, T Haak 2
  • 1Diabetes Zentrum Mergentheim, Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim, Germany
  • 2Diabetes Zentrum Mergentheim, Bad Mergentheim, Germany

Fragestellung: Die Diagnose eines Typ-1-Diabetes stellt Betroffene vor das Erfordernis umfassender Verhaltensanpassungen zur erfolgreichen Umsetzung ihres Diabetes-Selbstmanagements und geht häufig mit emotionalen Belastungen einher. Obwohl anzunehmen ist, dass die emotionale Bewältigung des Diabetes mit zunehmender Dauer des Diabetes besser gelingt, sind bisherige Untersuchungen zum Zusammenhang von Diabetesdauer und diabetesbezogener emotionaler Belastung bei Typ-1-Diabetes uneindeutig.

Methodik: 1381 Menschen mit Typ-1-Diabetes (Alter 41 ± 13 Jahre, 53% weiblich, Diabetesdauer 18 ± 12 Jahre, HbA1c 8,5 ± 1,8%) wurden im Rahmen eines klinikinternen Screenings auf affektive Symptome befragt. Die Diabetesbelastung wurde mit der Problem Areas In Diabetes (PAID) Skala erfasst, depressive Stimmung mit der Allgemeinen Depressionsskala (ADS). Die Assoziation zwischen Diabetesdauer und Diabetesbelastung, adjustiert für Alter, Geschlecht und weitere relevante Kovariaten, wurde mittels multipler Regression untersucht.

Ergebnisse: Das multiple Regressionsmodell zeigte eine signifikant negative Assoziation von Diabetesdauer und -belastung (ß=-0,11; p < 0,001) unter Kontrolle klinisch bedeutsamer Variablen wie des HbA1c-Wertes (ß= 0,06; p < 0,01), depressiver Symptome (ß= 0,65; p < 0,001), Folgeerkrankungen (ß=-0,01; p > 0,05) sowie Insulinpumpentherapie (ß= 0,02; p > 0,05).

Personen mit einer Diabetesdauer bis einschließlich drei Jahre wiesen neben einer höheren Diabetesbelastung (34,1 vs. 29,6; p < 0,01) auch einen höheren HbA1c-Wert (8,9% vs. 8,4%, p < 0,01) und stärker ausgeprägte Depressionssymptome auf (17,7 vs. 15,9; p = 0,076).

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse deuten auf eine erhöhte Diabetesbelastung bei Menschen mit Typ-1-Diabetes insbesondere in den ersten Jahren nach der Manifestation hin. Dementsprechend kann besonders bei Menschen mit kurzer Diabetesdauer eine intensivere medizinische und psychosoziale Betreuung sinnvoll sein.

Unterstützt vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD).