Diabetologie und Stoffwechsel 2016; 11 - P109
DOI: 10.1055/s-0036-1580856

Evaluation der Inzidenz schwerer Hypoglykämien von 2006 – 2011 in Deutschland

N Müller 1, T Lehman 2, C Kloos 1, J Roth 1, B Gerste 3, M Hartmann 4, UA Müller 1
  • 1Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, Jena, Germany
  • 2Universitätsklinikum Jena, Zentrum für Klinische Studien, Jena, Germany
  • 3Wissenschaftliches Institut der AOK, Berlin, Germany
  • 4Universitätsklinikum Jena, Apotheke, Jena, Germany

Hintergrund: Eine Hauptnebenwirkung der antihyperglykämischen Therapie sind Hypoglykämien.

Ziel dieser Untersuchung ist es die Inzidenz schwerer Hypoglykämien (sHypoglykämie) im Jahr 2006 und 2011 unter Berücksichtigung der antihyperglykämischen Therapie im Versorgungsalltag zu analysieren.

Methoden: Alle Erwachsenen AOK-Versicherten mit Typ 2 Diabetes (nach ICD 10; Inzidenz hochgerechnet auf die deutsche Wohnbevölkerung 6,6 Mio. in 2006 und 7,9 Mio. in 2011) wurden auf die Diagnose sHypoglykämie (Definition nach ICD10) gescreent. Antihyperglykämische Medikamente wurden mittels ATC-Code identifiziert.

Ergebnisse: Leichter Anstieg der Inzidenz sHypoglykämie von 2006 (0,04%, n = 28.892) zu 2011 (0,05%, n = 33.741). Personen mit sHypoglykämie waren älter (69,7J vs. 73,8J in 2006 und 70,1J vs. 74,4J in 2011) und hatten zu 46,5% in 2006 und zu 56,2% in 2011 eine Nephropathie.

Sulfonylharnstoffe erhielten 2006 14,6% der Personen mit sHypoglykämie vs. 10,4% ohne und 2011 9,4% mit vs. 5,1% ohne.

Therapie mit Biguaniden und Sulfonylharnstoffen erhielten 2006 13,1% mit vs. 12% ohne, 2011 9,7% mit vs. 8,1% ohne sHypoglykämie.

Humaninsulin (kurz/lang) erhielten 2006 9,4% mit vs. 3,7% ohne, 2011 9,4% mit vs. 3,4% ohne sHypoglykämie.

Analoginsuline erhielten 2006 4% mit vs. 1,3% ohne, 2011 7% mit vs. 2,1% ohne sHypoglykämie.

Kombinationsinsulin human erhielten 2006 22,3% mit vs. 5,8% ohne, 2011 16,7% mit vs. 3,7% ohne sHypoglykämie.

DPP-4-Hemmer erhielten 2006 0% mit und ohne und 2011 1,3% mit vs. 1,3% ohne sHypoglykämie.

Diskussion: Deutliche Abnahme der Verordnung von Sulfonylharnstoffen als Monotherapie, Zunahme der Verordnung von Analoginsulinen und DPP4-Hemmern. Trotz dieser Veränderungen in der Verordnungshäufigkeit leichter Anstieg der Inzidenz sHypoglykämien. Individuelle Therapieziele und Risikofaktoren müssen stärker beachtet werden.