Rofo 2016; 188 - SP301_1
DOI: 10.1055/s-0036-1581258

Aktuelle Herausforderungen in der Mammadiagnostik aus klinischer Sicht

W Heindel 1
  • 1Universitätsklinikum Münster, Institut für Klinische Radiologie, Münster

Brustkrebs ist weltweit die führende tumorbedingte Todesursache bei Frauen. Allein in Europa wird jedes Jahr bei mehr als 420.000 Frauen Brustkrebs neu diagnostiziert. In den vergangenen Jahren wurden erhebliche Anstrengungen unternommen, durch Brustkrebs-Früherkennung mittels Screening und verbesserte Behandlungsmethoden die Sterblichkeit am Mammakarzinom zu reduzieren.

In Deutschland sind derzeit zwei Brustkrebs-Früherkennungsprogramme etabliert:

– Für alle Frauen zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr wird flächendeckend und qualitätsgesichert in zwei-jährigem Abstand eine digitale Mammografie angeboten (Mammografie-Screening).
– Frauen mit einer bekannten Mutation eines Brustkrebs-Suszeptibilitätsgens oder mit einer Hochrisiko-Situation aufgrund der Familiengeschichte haben an spezialisierten universitären Zentren Anspruch auf die sogenannte intensivierte Früherkennung. Führendes bildgebendes Verfahren ist dabei die MR-Mammografie in Kombination mit der Sonografie der weiblichen Brust und ggf. der Röntgen-Mammografie.

Bei allen bildgebenden Verfahren kommt es in der Mammadiagnostik zunächst auf die Erkennung eines pathologischen Befundes (Sensitivität) und danach auf die richtige Bewertung (Spezifität) an. Im deutschen Mammografie-Screening ist zur Erhöhung der Sensitivität die Doppelbefundung durch zwei besonders geschulte Ärzte obligat, da wissenschaftlich belegt ist, dass dadurch die Sensitivität des Mamografie-Verfahrens um 15% gesteigert wird.

Seit vielen Jahren werden Computer Aided Detection (CAD)-Systeme entwickelt, die darauf abzielen, die Sensitivität und Spezifität des einzelnen Befunders zu erhöhen.

In dem Beitrag wird erläutert welche Ansätze einerseits für die Röntgen-Mammografie sowie ihre Weiterentwicklung, die digitale Tomosynthese und andererseits die MRT Mamma notwendig sind, um Befunder in der Erkennung und Wertung relevanter pathologischer Befundmuster unterstützen zu können.

Durch eine ansteigende Zahl von Früherkennungsuntersuchungen mit immer höherer Bildanzahl bei gleichzeitig zukünftig eher rückläufigen Zahlen senologisch-spezialisierter Radiologinnen und Radiologen werden computerunterstützte und quantitative Analyse-techniken an Bedeutung gewinnen. Der Vortrag soll aus klinischer Sicht verdeutlichen, worauf es ankommt, um die Genauigkeit von bildgebender Brustdiagnostik mit einer Minimierung falsch negativer und falsch positiver Befunde in verschieden Modalitäten zu optimieren.