Rofo 2016; 188 - WISS204_7
DOI: 10.1055/s-0036-1581324

Hochrechnung des viszeralen Fettvolumens auf der Basis weniger MRT-Einzelbilder: Abhängigkeit von Geschlecht, Alter und Adipositas-Grad

A Schaudinn 1, N Linder 2, N Garnov 2, M Blüher 3, T Schütz 4, T Karlas 3, A Dietrich 5, T Kahn 1, H Busse 1
  • 1Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Leipzig
  • 2Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie/IFB Adipositas Erkrankungen, Leipzig
  • 3Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Endokrinologie und Nephrologie, Leipzig
  • 4Universitätsklinikum Leipzig, IFB Adipositas Erkrankungen, Leipzig
  • 5Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Leipzig

Zielsetzung:

Für die Quantifizierung des viszeralen Fettgewebes (VAT) sind MRT-Daten gut geeignet, die Analyse erfordert jedoch die zeitaufwändige Segmentierung dutzender Einzelbilder. In einem vereinfachten, retrospektiven Ansatz sollte daher geprüft werden, wie genau sich das gesamte viszerale Fettvolumen (VG) aus den Werten einzelner Schichten abschätzen lässt und welchen Effekt die Faktoren Geschlecht, Alter und Grad der Adipositas besitzen.

Material und Methodik:

327 übergewichtige bis morbid adipöse Patienten (226 weiblich) mit einem mittleren BMI von 39,0 (25,2 – 64,1)kg/m2 erhielten im Rahmen klinischer Adipositas-Studien ein Abdomen-MRT. Nach semiautomatischer Segmentierung der VAT-Flächen aller axialen Schichten (Zwerchfell bis Beckenboden) wurde das Gesamtvolumen (VG) mit segmentierten Flächeninhalten von 5-Schicht-Blöcken (A5) bzw. Einzelschichten (A1) auf Höhe anatomischer Landmarken (Bandscheibenfächer L1-S1, Bauchnabel und Femurköpfe) ins Verhältnis gesetzt. Zur Bewertung dienten das Bestimmtheitsmaß R2 sowie die Standardabweichungen σ5 bzw. σ1. Differenzen zwischen den aus A5 bzw. A1 hochgerechneten Gesamtvolumina und VG (Bland-Altman). Der Einfluss von Alter und Adipositas-Grad wurde in Subgruppen analysiert.

Ergebnisse:

VG betrug im Mittel 3,9 L bei Frauen und 6,8 L bei Männern. Die Auswertung fünf zusammenhängender Schichten ergab etwas geringere Standardabweichungen als die von Einzelschichten. Für Frauen fand sich die beste Übereinstimmung unabhängig vom Grad der Adipositas auf Höhe L3-L4 (σ5/σ1 = 562 ml/688 ml). Bei Männern hatte der Grad der Adipositas Auswirkungen auf die genaueste Messhöhe: L2-L3 bei übergewichtigen bis adipösen Patienten mit BMI< 40 kg/m2 (σ5/σ1 = 613 ml/706 ml) und L1-L2 bei morbid Adipösen mit BMI> 40 kg/m2 (σ5/σ1 = 850 ml/989 ml). Das Alter hatte keinen relevanten Effekt auf die Ergebnisse.

Schlussfolgerungen:

Eine vereinfachte, schichtbezogene MRT-Bildanalyse erlaubt unter Berücksichtigung von Geschlecht und Grad der Adipositas die zuverlässige Abschätzung des gesamten viszeralen Fettvolumens.