Rofo 2016; 188 - WISS201_3
DOI: 10.1055/s-0036-1581477

RFA und interstitielle Brachytherapie: Blutungskomplikationen unter periinterventioneller NMH Gabe

K Mohnike 1, H Sauerland 1, M Seidensticker 1, F Fischbach 1, M Powerski 1, C Wybranski 1, K Fischbach 1, R Seidensticker 1, M Pech 1, J Ricke 1
  • 1Universitätsklinikum Magdeburg, Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Magdeburg

Zielsetzung:

Ermittlung der Blutungsrate bei Patienten mit und ohne periinterventionelle Antikoagulation mit niedermolekularen Heparinen (NMH), bei denen eine interstitielle interventionell-onkologische Tumortherapie durchgeführt wurde.

Material und Methodik:

446 Patienten mit 781 Interventionen (112 Radiofrequenzablationen und 669 interstitielle Brachytherapien)im Zeitraum von Januar 2013 bis Oktober 2014 mit Tumoren und Metastasen in verschiedenen Organsystemen wurden in diese Analyse eingeschlossen. 260 Interventionen wurden unter periinterventioneller Antikoagulation mit niedermolekularen Heparinen (NMH) aus unterschiedlichen Indikationen durchgeführt, 521 ohne prätherapeutische Gabe von NMH. Alle Patienten wurden früh mobilisiert (4 Stunden nach der Intervention).

Ergebnisse:

Insgesamt wurden 63 Blutungen beobachtet. Dies waren nach CTCAE Kriterien 34 Grad 1 Blutungen (z.B. schmales subkapsuläres Hämatom), 8 CTCAE Grad 2 Blutungen, 12 Grad 3 Blutungen, 7 Grad 4 Blutungen und 2 Grad 5 Blutungen. Unabhängig vom Schweregrad traten signifikant mehr Blutungen unter NMH auf als ohne (alle: 11,66% versus 6,26%, p = 0,0127, Lebereingriffe: 12,73% versus 7,1%, p = 0,0416). Die Rate an interventionspflichtigen Blutungen ab Schweregrad 3 war in allen Organsystemen unter NMH mehr als 2,6 fach erhöht (4,64 versus 1,73%, p = 0,0243), bei Lebereingriffen mehr als 3,3fach (5,23% versus 1,54%, p = 0,028). Kovariablen wie die Gesamtanzahl der verwendeten Katheter, die im einzelnen verwendeten Prophylaxepräparate, die Thrombozytenzahl, der Hämoglobin- und Hämatokrit-, der Quick- und Kreatininwert waren ohne signifikanten Einfluss auf die Blutungsrate. Bei einer Patientin ohne periinterventionelle NMH-Gabe trat 2 Monate nach dem Eingriff eine Lungenembolie auf.

Schlussfolgerungen:

Eine peri (prä-) interventionelle NMH-Gabe sollte streng indiziert werden, da die Blutungsrate hierdurch signifikant erhöht wird. Die Rate an klinisch relevanten Lungenembolien/TBVT war in dem analysierten Patientenkollektiv äußerst gering.