Rofo 2016; 188 - WISS205_8
DOI: 10.1055/s-0036-1581496

Pharmakomechanische Rekanalisation thrombotisch verschlossener Dialysefisteln – Sollte nach Lysetherapie sofort rekanalisiert werden?

A Schmid 1, M Heinz 1, W Lang 2, M Uder 1, S Regus 2
  • 1Universitätsklinikum Erlangen, Radiologisches Institut, Erlangen
  • 2Universitätsklinikum Erlangen, Gefäßchirurgische Abteilung, Erlangen

Zielsetzung:

Evaluation des Einflusses der Wartezeit zwischen lokaler Lysetherapie mit rTPA und der anschließenden mechanischen Rekanalisation einer thrombotisch verschlossenen Dialysefistel hinsichtlich der technischen Erfolgsrate, der Dauer der interventionellen Rekanalisation, der Komplikationsrate sowie der Häufigkeit der Anlage eines temporären Dialysekatheters.

Material und Methodik:

Retrospektive Analyse von 86 konsekutiven pharmakomechanischen Rekanalisationen erstmalig thrombosierter Dialysefisteln im Zeitraum 2007 – 2011. Nach lokaler Infiltration der Shuntthrombose mit rTPA erfolgte die Rekanalisation des Dialyseshunts mittels Thrombusaspiration, -fragmentation und Ballonangioplastie von Shuntstenosen.

Ergebnisse:

Bei 28 Interventionen betrug der Zeitraum zwischen Beginn der Lysetherapie und Beginn der mechanischen Rekanalisation < 3h (113.7 ± 49.6 min), bei 58 Interventionen > 3h (925.3 ± 429.9 min). Die verwendete rTPA-Dosis war in der Gruppe mit kurzer Wartezeit signifikant größer (3.9 ± 1.1 mg vs.2.2 ± 0.7 mg, p < 0.001). Ein technischer Erfolg konnte in 85.7% nach kurzer, in 89.7% nach langer Wartezeit erreicht werden (p = 0.722). Die Dauer der angiografischen Intervention konnte durch eine längere Wartezeit nach Lyse signifikant erniedrigt werden (106.7 ± 24.7 min vs. 63.3 ± 9.3 min, p < 0.001). Nach längerer Wartezeit traten signifikant weniger Komplikationen auf (8/28 vs. 2/58, p = 0.004). Trotz der längeren Dauer der gesamten Prozedur (220.4 ± 54.9 min vs. 993.8 ± 430.4 min, p < 0.001) mussten in der Gruppe mit verlängerter Wartezeit nicht gehäuft temporäre Dialysekatheter angelegt werden (3/28 vs. 7/58, p = 0.982). Die kumulative primäre und sekundäre Offenheit ist in beiden Gruppen nicht signifikant unterschiedlich (follow-up 25.4 ± 19.0 Monate).

Schlussfolgerungen:

Vor mechanischer Rekanalisation einer Dialysefistel führt eine verlängerte Wartezeit nach lokaler Lysetherapie (zumeist über Nacht) zu einer einfacheren, schnelleren und sicheren mechanischen Rekanalisation ohne die Rate an temporären Dialysekathetern zu erhöhen.