Rofo 2016; 188 - WISS310_3
DOI: 10.1055/s-0036-1581528

Lokale Ablation von zentralen Lebertumoren mittels katheterbasierter Radiotherapie – Evaluation der Strahlentoleranz der großen Gallengänge

S Penzlin 1, P Hass 2, I Steffen 1, M Walke 2, R Damm 1, K Mohnike 1, R Seidensticker 1, G Gademann 2, J Ricke 1, M Seidensticker 1
  • 1Universitätsklinikum Magdeburg, Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Magdeburg
  • 2Universitätsklinikum Magdeburg, Klinik für Strahlentherapie, Magdeburg

Zielsetzung:

Zentrale Lebertumoren sind thermisch-basierten lokalablativen Verfahren schwer zugänglich (Schädigung der Gallengänge, Kühlungseffekt). Die katheterbasierte interstitielle Hochdosis-Brachytherapie (iBT) und stereotaktische Bestrahlung zeigten in kleinen Studien positive Ergebnisse bezüglich Effektivität und Toxizität. Quantitative Analysen zur Strahlentoleranz gesunder Gallengänge (GG) fehlen aber bislang.

Material und Methodik:

In dieser retrospektiven Studie wurden 102 Patienten (medianes Alter 67J) mit verschiedenen Primärtumoren (kein CCC, keine GG-Erkrankung) und zentral lokalisierten Lebermetastasen untersucht, die mit einer iBT mit signifikanter Strahlenexposition der GG behandelt wurden. Nach Einzeichnen der zentralen GG in die Bestrahlungspläne, wurde die maximale Punktdosis der GG für jeden Patienten bestimmt. In den Verlaufskontrollen alle 3 Mo (min. FU 12 Mo) nach iBT wurden Laborwerte (totales Serumbilirubin) und Ergebnisse der Bildbefunde hinsichtlich des Auftretens einer Cholestase statistisch analysiert. Cholestase wurde als eine Zunahme des totalen Serumbilirubins > 21umol/l und/oder einer morphologischen Dilatation der intrahepatischen GG (> 5 mm oder Δ2 mm) im Kontroll-CT oder -MRT definiert. Die Statistik umfasste Chi-Quadrat- und Logrank-Tests sowie ROC-Analysen.

Ergebnisse:

23 Patienten entwickelten eine Cholestase in einem medianen Zeitraum von 17 Mo nach Bestrahlung. Es zeigte sich eine Korrelation zwischen punktueller Dosis am GG und dem Auftreten einer Cholestase (p = 0,019). Der optimale Cutoff lag bei 21,3 Gy (Sens. 54,5%, Spez. 75%). Im Logrank-Test zeigte sich eine signifikante Zunahme des Cholestaserisikos (4%) je Anstieg der Dosisexposition um 1 Gy.

Schlussfolgerungen:

Es zeigte sich zwar eine statistisch signifikante Korrelation zwischen Dosisexposition und GG-Komplikation bei aber verhältnismäßig hohem Schwellenwert, sodass unseres Erachtens die Strahlentoleranz der GG keine Limitation für die iBT zentraler Lebertumoren darstellt, bei der Bestrahlungsplanung aber berücksichtigt werden muss.